Maria Taylor

In The Next Life

Butterweiche Songs zwischen Americana und Mondschein-Pop

David Bowie war schon tot. Dass Leonard Cohen noch 2016 folgen sollte, konnte sie nicht wissen. Doch muss man sofort an beide denken, wenn Maria Taylor kundtut, die Prämisse für „In The Next Life“, die alles überwölbende Frage sei gewesen: „Wenn ich morgen sterben würde, was sollte mein letztes Album aussagen?“ Was natürlich eine Luxusfrage ist, wenn man gerade 40 und guter Gesundheit ist. Auch wenn, klar, ja wirklich morgen schon immer bereits alles vorbei sein kann auf Erden.

Die Songschreiberin aus Birming­ham/Alabama antwortet jedenfalls mit einem Resümee ihres bisherigen Schaffens. Auch musikalisch: zwischen Americana und Mondschein-Pop und wohldosierter Dissonanz („Just Once“). „Flower
Moon“ kommt träge als lächelnde Doo-Wop-Referenz daher. Auch dem Sentiment von „While The Rest Is Waking Me Up“ ist schwer zu wider­stehen (nicht nur frühmorgens). Im, nun, aufgeweckten „Free Song“ dreht sie die „I’m Free“-Macho­freiheit der Stones, sich einfach zu nehmen, was Mann gerade will, lässig durch den Genderwolf.

Fragen Sie Bowie!

An den Titel des Albums scheint Maria Taylor übrigens halbwegs zu glauben. „So, I live until the living’s done, get a feeling there’s another one“, singt sie gewohnt butterweich in „If Only“. Conor Oberst sekundiert im Hintergrund. Alles in allem klingt Taylor beneidenswert entspannt, so kurz vorm fiktiven Finale. Passend nimmt sich schließlich „Pretty Scars“ einen false start, bevor sie anfängt zu singen und da endet, wo alles anfing: dort, wo immer alles anfängt. Und da landet die bis dahin, verrät sie uns, noch kaum Geküsste an einem Sommersamstag 1992. Und siehe: „He played me Leonard Cohen on a southside bedroom floor, it was then I knew what the dark was for …“

Ach, das hätte Leonard gefallen! Auch wenn andererseits der sonnige California-Pop von „­There’s Only Now“ etwas sehr Schales hat, denn den nahen Tod kann man ja nicht richtig imaginieren. Erst wenn’s wirklich so weit ist, hat man vielleicht eine Antwort darauf, auch eine künstlerische. Fragen Sie David Bowie oder Leonard Cohen!

(Grand Hotel van Cleef)