Marvin Gaye :: Love Starved Heart

Brillante, einst ins Archiv abgeschobene Aufnahmen der Jahre 1963-70.

Das künstlerisch herausragende Album in der Motown-Mini-Serie „Lost And Found“ ist zweifellos „Love Starved Heart“. 16 der Aufnahmen waren Mitte der 90er Jahre schon einmal kurzzeitig veröffentlicht worden: als eine von vier CDs des Box Sets „The Marvin Gaye Classics Collection“, das diesen Titel nur bedingt verdiente, weil das ausgerechnet das Meisterwerk „What’s Going On“ fehlte. Die jetzt um neun Aufnahmen erweiterte „expanded edition“ ist nicht zuletzt auch deswegen ein so faszinierendes Sammlerteil und eine ideale Ergänzung zum Box Set „The Master 1961 -1984“, weil es sich hier nicht um obskure Outtakes, Alternativ-Versionen oder zweitklassiges Songmaterial handelt, im Gegenteil: Diese Aufnahmen der Jahre 1963 bis 1970 waren seinerzeit ins Archiv verbannt worden, weil das oberste Motown-Gremium unter Vorsitz von Berry Gordy entschieden hatte, dass sie nicht genügend Hit-Potenzial für Single-Veröffentlichungen besäßen. Nicht nur konnte Marvin Gaye dem damals nicht widersprechen, ein solches Verdikt bedeutete auch, dass die Aufnahmen nicht gut genug für die nächsten LP-Veröffentlichungen sein konnten. Was man, nachträglich, leicht fassungslos nur absurd finden kann.

Nicht nur im Titelsong „This Love Starved Heart Of Mine (It’s Killing Me)“, sondern auch in den übrigen zwei Dutzend Aufnahmen kam Marvin Gaye sängerisch so brillant und überzeugend auf seine Lieblingsthemen zurück, dass unbegreiflich bleibt, wieso die erst viele Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wurden. Und, so David Ritz in seinen Liner Notes, der Mann war ein Naturtalent, dem man das Singen nun wirklich nicht beibringen mußte. Diese Archivausgrabungen besitzen in der Geschichte der Soul Music mindestens denselben historischen Rang wie die wiederentdeckten Aufnahmen von Oris Reddings, It’s Not Just Sentimental“.

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