Melomane – Sol Re Sol :: XXS/ Indigo

Platten wie diese machen mich wahnsinnig: Melomane sind zu sechst, kommen aus New York und spielen eine freundliche Mischung aus Go-Betweens, Triffids, Chumbawumba und irgendeiner besseren Saddle-Creek-Combo. Hört sich ganz dufte an, könnte man denken. Doch wie viele Platten erscheinen jeden Monat die nett sind, freundlich, dufte, prima und okay? Wer die Plattenseiten vieler Musikzeitschriften durchblättert glaubt ohnehin alles haben zu müssen. Fast jede Band wird mit liebevollen Uferten bedacht. Vielleicht denkt der Kritiker an die Folgen eines Verrisses? Wenn schon die großen Plattenfirmen wanken, wie muss es da um Independent-Plattenfirmen und ihre Künstler stehen. Sind so kleine Labels, darf man nie drauf schlagen…

Nach dieser skrupulösen Vorrede, nun zurück zur Band: Melomane wirken irgendwie verzagt Die Band sucht den großen Song, das raffinierte Arrangement und findet doch nur sympathische Dutzendware. Dabei werden sogar Cello und Trompete aufgeboten, um den Stücken ein Schillern und Leuchten zu verleihen. Doch vergebens. Es fehlt auch nicht an Tempowechseln und betont originellen Einfallen. Emotionen, Leidenschaften sind es, die man vermisst Spielwitz und jene Leichtigkeit, die die Bands des stilistisch gar nicht mal so weit entfernten Labels El auszeichneten sucht man ebenfalls vergeblich.

Der Titel des Albums bezieht sich auf die gleichnamige Musiksprache, die im 19. Jahrhundert von Jean Francoise Sudre entwickelt wurde. Demnach lässt sich jede Rede auch in Tönen ausdrücken. „No need for words, we can sing like birds with grammar“, heißt das dann im Song. Interessant? Mäßig, aber es passt gut zur Band. Man macht sich eben so seine Gedanken, aber etwas nützlicher und klüger dürften sie ruhig sein. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich finde es tolL dass in New „York noch immer Musiker in schmuddeligen kleinen Apartments wohnen, sich in mehreren Nebenjobs abrackern, um an ihrem „Ding“ zu feilen. Um ehrlich zu sein, das hat doch sogar eine tragische Größe: die Sehnsucht nach dem großen Pop, der Kampf um Ausdruck, das Scheitern an der Banalität des Alltags, am Überangebot der Musikindustrie. Warum, zum Teufel, hört man das nicht auf dieser einfach viel zu gut gemeinten Platte?

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