MGMT – Congratulations :: Lost in Space

Irgendwann muss es ein Treffen gegeben haben. Vermutlich telefonierten MGMT aus Malibu, wohin sie sich mit dem Produzenten Pete Kember (Spacemen 3) zurückgezogen hatten, und meldeten Vollzug. Woraufhin sich jemand von der Plattenfirma erwartungsfroh auf den Weg gemacht haben könnte. Denn natürlich hoffte Sony auf eine Fortsetzung jener spektakulären Erfolgsgeschichte des Jahres 2008, als zwei unbekannte Nerds plötzlich zu Hitlieferanten mutierten.

Um in unserer angenommenen Dramaturgie zu bleiben: Man wird dem Mann erklärt haben, dass mit „Congratulations“ nicht weniger als große Kunst gelungen sei. Ein Album, so die Selbsteinschätzung der Musiker, das nur in einem Guss genossen seine Pracht entfalte, weshalb man auch keinerlei Singles zu veröffentlichen gedenke. Vermutlich war das der Moment, an dem der Gesandte der Plattenfirma ein bisschen nervös wurde. Vielleicht war auch alles ganz anders, eines aber steht fest: „Congratulations“ kann profitorientierten Menschen nicht gefallen. Aber gefällt es uns?

Das Werk ist ein zäher Mahlstrom aus neun psychedelisch miteinander verwobenen Raumfahrer-Epen, mit denen Andrew Van Wyngarden und Ben Goldwasser den Schock ihrer plötzlichen Popularität aufarbeiten – auf dem Lowbrow-Art-Cover von Anthony Ausgang droht eine Art Monster eine niedliche Surfer-Figur zu verspeisen, mit der sich MGMT vermutlich identifizieren können. Ein Themenkomplex, an dem sich MGMT künftig kaum noch werden abmühen müssen. Zu spleenig für die große Bühne ist etwa der „Song For Dan Treacy“, in dem mit verspulter LSD-Ästhetik dem enigmatischen Gründer der Television Personalities gehuldigt wird. Überhaupt haben MGMT die Grußadresse als veritables Ausdrucksmittel entdeckt: „Brian Eno“ ist eine weitere solche Lobpreisung, und schon die Wahl der Vorbilder spricht Bände.

Allerdings findet sich hier statt Wagemut überwiegend verschwurbelt-hibbeliger Rummelplatz-Pop – zugegeben memorabel und trefflich arrangiert. Changierend zwischen französischer Softporno-Ästhetik („Siberian Breaks“), kitschiger Sci-Fi-Romantik und esoterischer Hippie-Seligkeit a la „Age Of Aquarius“ („It’s Working“), fehlt es insgesamt an Linie – es ist zu viel und vor allem: zu viel vom Gleichen. Van Wyngardens bisweilen quäkende Stimme hat nicht die Autorität, dem ambitionierten Unterbau so etwas wie Erhabenheit angedeihen zu lassen.

Was fehlt, sind jene konzisen Gegenstücke wie „Time To Pretend“, die auf dem Debüt erst den Boden bereiteten für die auch damals schon vorhandenen Krautrock-inspirierten New-Pink-Floyd-Experimentalismen.

Nach hinten wird es immer zäher. Fast ist man froh, zumindest aber erleichtert, wenn Van Wyngarden mit einem letzten gehauchten „Congratulations“ in die Nacht entlässt.

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