Miles Davis :: ‚Round About Midnight
Miles' erstes Album für Columbia, in der berühmten Quintett-Besetzung
Alles begann – wie so oft auf dem Newport Folk Festival Nachdem Miles Davis dort 1955 in Quintettbesetzung mit Gastpianist Thelonious Monk an seiner Seite dessen Klassiker „‚Round Midnight“ gespielt hatte, war er plötzlich ein Star. Zuvor hatte er zwar schon – vor allem in Quartettbesetzung – sehr schöne Aufnahmen gemacht, an der Seite von Charlie Parker gespielt und galt als Mitbegründer des Cool Jazz. Dann zwang ihn die Heroinsucht allerdings zu einer längeren Auszeit. Nach Newport wuchs das Interesse an seiner Musik auch bei einem breiten Publikum, und Plattenmajor Columbia zeigte Interesse.
So begab sich Miles mit seinem neuformierten Quintett, zu dem auch der damals noch unbekannte Saxophonist John
Coltrane gehörte, ins Studio. Obwohl dieses erste klassische Miles Davis Quintet bei Erscheinen von „‚Round About Midnight“ bereits nicht mehr existierte, ist es doch eine der bestdokumentierten Davis-Besetzungen, denn Miles hatte neben dem Neuengagement bei Columbia noch einen Vertrag bei Prestige, den er mit dem mäßigen „The New Miles Davis Quintet“ und den meisterlichen „Workin'“-, „Cookin'“, „Steamin'“ und „Relaxin'“ Alben erfüllte.
Es wundert einen nicht, daß Miles seine Version von „‚Round Midnight“ für die Columbia-Sessions aufhob. Neben seinem Spiel mit dem harmony mute auf diesem Track und – noch bewegender – auf Cole Porters „All Of You“ war vor allem sein Zusammenspiel mit John Coltrane, das zum Ausgangspunkt einer freieren Art der Improviation über Skalen – dem modalen Jazz wurde, bemerkenswert. Von der unbeteiligten Haltung des Cool Jazz war bei Klassikern wie „Bye Bye Blackbird“ und „Dear Old Stockholm“ nichts mehr zu spüren. Auch das ikonographische Cover von “ ‚Round About Midnight“ deutete diesen Abschied Richtung Hard Bop bereits an. Die Pose weiter leicht resignierend, mit Sonnenbrille – cool halt -, die Einfärbung des Fotos aber äußerst hot.
Die Neu-Edition eines der schönsten und wegweisendsten Davis-Alben kommt mit vier bisher anderweitig verstreuten Bonus-Stücken aus den gleichen Sessions und einer weiteren CD. Auf der gibt es neben der historischen Newport-Aufnahme von „‚Round Midnight“ auch noch ein kurzes Live-Set des Miles Davis Quintet aus Pasadena im Februar 1956 (also weit vor den letzten Sessions zu „‚Round About Midnight“ im Juni) mit Live-Standards, die man mit Ausnahme einer tollen Version von Oscar Pettifords „Chance It (Max Is Making Wax)“ ähnlich von den Prestige-Alben dieser Zeit kennt.