Mink DeVille – Cabretta
Wie drüben in England Graham Parker die Londoner Pubs, nutzte William Borsay aka Willy DeVille die Punk-Bühne im New Yorker CBGB’s als Sprungbrett für unverhohlenen, ungeduldig pulsierenden Neo-R&B-Klassizismus – und hatte wie der Brite (mit Nick Löwe) in Jack Nitzsche einen Produzenten von profunder Stilsicherheit an seiner Seite. Von der fiebrigen Ode auf die „Venus Of Avenue D“ bis zum unerschütterlichen Abgesang auf die „Party Girls“ inszenierte sich Willy DeVille auf seinem imposanten Debüt als cool aus der Zeit gefallener Erzromantiker mit der Extraportion Gold auf den Stimmbändern. Straßenweise markierte er den knallharten „Gunslinger“, der sich die nachlässig gepflegten Zähne gern an den launischsten Exemplaren des anderen Geschlechts weiter ruiniert („She’s So Tough“). nur um mit seidenem Charme butterweich vor dem nächsten „Mixed Up, Shook Up Girl“ auf die Knie zu sinken. Die Band um den Uptown-Ruler und Gitarristen Louie X. Erlanger agiert dazu erstaunlich rund und bei Bedarf auch aggressiv auf den Punkt. Saxofonist Steve Douglas bläst für „Venus…“ und „Can’t Do Without It“ zwei der betörendsten Soli der Rock-Historie, während The Immortals als Background-Trio auf drei Stücken die große R&B-Kulisse geben. Zwei Hits auch noch: „Cadillac Walk“ ist bis heute ein Musterbeispiel dafür, wie ein Cover definitiver als das Original (von Moon Martin) sein kann, den lässigen „Spanish Stroll“ schrieb sich Willy DeVille selbst auf den hageren Leib.