Moneybrother – Blood Partie

Das Album ist pure Erinnerungsarbeit – und vermutlich liegt es auch an diesem nostalgischen Mehrwert, dass in Schweden die Awards und Grammys nur so ausgekübelt wurden über den Moneybrother, bürgerlich Anders Wendins. Zunächst kann man das fast nicht ernst nehmen, so schwül und fettig und pathetisch werden hier die Siebziger kopiert, die schlimmen Jahre!

Man erwartet ständig, dass Wendins mal ein Ironie-Zeichen rausrutscht, wenn die Farfisa flimmert, ölige Strings einen gewaltigen Sonnenuntergang hinschmieren, die Pedalsteel auf hawaiianisch heult oder schaurigschöne Disco-Funk-Bläser eine Menge Blech tuten, aber er verrät sich nicht. Nicht mal, wenn er in Richtung Marvin Gaye und leider auch Hot Chocolate falsettiert, dazu aalglatte Chöre. Sogar Bob Marley wird an ein paar Stellen zitiert, ohne dass es peinlich wird.

Bei den zwei, drei ausgewachsenen Rocksongs („Reconsider Me“, „Don’t Stop“) erinnert diese große Geste, diese Glamour-Aufgesetztheit, die immer auch ein wenig nach Soundtrack klingt, verdächtig nach Ian Hunter & Mott The Hoople. Aber auch zur dicken Gefühlsduselei in „It’s Ben Hurting All The Way With You Joanna“ oder „Feelings Getting Stronger In The Dark“ passt Wendins warmes, im Ausklang leicht heiseres Timbre besonders hübsch. Und die Instrumentierung ist stets geschmackvoll.

Und dann erst stellt sich die Erkenntnis ein: Ironie ist dem Manne ganz fremd. Er wird vielmehr in einer Zeitschleife gefangen gehalten. Und scheint Spaß daran zu haben.

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