Moondog – Snaketime Series

Schier undurchdringlich ist der Dschungel von Moondog-Reissues mittlerweile, weil das ursprünglich in kleinen Auflagen erschienene Material in ständig neuen Konfigurationen und Kompilationen ein erfreulich wachsendes Interesse am musikalischen Kosmos des Roots-Avantgardisten bedient. Besonders Louis „Moondog“ Hardins frühes Output der 50er Jahre feiert auf 7″, 10″ und 12″ periodische Wiederkehr, in unterschiedlicher Qualität und nicht selten aus dubiosen Quellen. Letzteres gilt auch für „Snaketime Series“, Moondogs erste LP von 1956, denn immerhin gibt es das getreu reproduzierte Moondog-Label seit Ewigkeiten nicht mehr, und der Künstler selbst ist seit Jahren tot.

Dennoch: klanglich ist an der Platte nichts auszusetzen, das Cover ist ein Faksimile des Originals, und musikalisch verblüfft und verzaubert der seinerzeitige Straßenmusiker noch heute. Arkane Americana, experimenteller Jazz, Klassik-Evokationen und kubanische Percussion koexistieren auf wundersame Weise, mal kontrastierend, dann wieder ingeniös miteinander verwoben. Kurze Vignetten meist nur, doch mit unverwechselbarem Charakter. „Lullaby“ beginnt mit dem Baby-Geschrei der Tochter und mündet dank mütterlicher Fürsorge in fernöstlichen Liebreiz. „Frog Bog“ antizipiert die orchestrale Prägnanz von Moondogs 69er Meisterwerk für Columbia, „Dance Rehearsal“ ist ebendas, geflötet, in 47 Sekunden. Integraler Bestandteil der Aufnahmen sind allerlei Geräusche, Tierlaute und Effekte schwer auszumachender Herkunft, fern jeder Konvention und doch nie Fremdkörper. Eine Klangwelt, die situativ entstand und doch auch völlig davon losgelöst ihre Wirkung entfaltet. Keine kleine Magie.

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