New York Dolls – ‚Cause I Sez So
Der Dilettantismus der Anfangstage ist passe, und man muss nicht mal traurig darüber sein. Ihr eröffnender Titelsong und der Rausschmeißer „Exocism Of Despair“ zitieren noch einmal die seligen Garagentage, da rieselt der Putz von der Decke, aber auch das wirkt schon so gut ausgeleuchtet und übertrieben mustergültig, als sei es nur die Kulisse für ein aufwendiges Biopic.
Dazwischen finden sich von Todd Rundgren geschmackvoll raureif und obertonreich produzierte – damit dieses hübsch nostalgische Scheppern der Instrumente noch gerade so zu hören ist -, aber sehr zurückgelehnte, ziemlich harmonieselige Rock-Preziosen. David Johansen und Sylvain Sylvain, die ihre immer wieder drogendezimierte Band es war nie sehr gesund, bei den New York Dolls zu spielen – mit neuen, auch nicht mehr ganz jungen Rekruten vervollständigt haben, sind sich ihrer gewachsenen musikalischen Mittel durchaus bewusst.
Man legt hier eine erstaunliche stilistische Vielfalt an den Tag. Die demonstrativ entspannte Reggae-Version ihres Klassikers „Trash“ vom 1973er Debüt-Album klingt genauso zwingend wie die an Willy DeVille erinnernde mexikanische Schmieren-Ballade „Temptation To Exist“, wie der pathetische Proto-Rocker „Lonely So Long“, der eckige Blues „Ridiculous“ oder die mit schönen Slide-Gravuren verzierte Schmonzette „Making Rain“.
Und über all dem legt David Johansens Whiskey-Gegurgel den bekannten staubigen, heruntergekommenen Glamour, der das Ganze erdet und zugleich auch wieder ironisiert — wie das für eine solche Musik hart am Rande der Parodie nun mal so sein muss. Vergesst Iggy, hier sind die New York Dolls!