Nicky Wire – I Killed The Zeitgeist

So eine Soloplatte, das ist ein Luxus. Raus aus den Zusammenhängen, den ewig gleichen Rollenspielen und Ritualen, rein ins ungezwungene Irgendwie und ins Versuchsstadium. Jetzt Nicky Wire! Das hätte man sich denken können.

Denn Wire ist ja keiner, der jetzt so mir nichts, dir nichts zwei Jahre die Klappe hält, nur weil die angestammte Band Pause macht. Jedenfalls zieht der Waliser also mit Manie Street Preacher-Kollege Bradfield gleich und nimmt ein paar Lieder in eigener Sache auf. Auf „I Killed The Zeitgeist“ ist gehobenes, bewusst chaotisches home recording wie von einem Mixtape aus den 80er Jahren, das nur deshalb nicht billig klingt, weil mit Greg Haver ein echter Produzent dabei war. Wire spielt tausend Gitarren und singt ätzenden Punk („I Killed The Zeitgeist“), kaputten Folk („Goodbye Suicide“) sowie ungelenk schunkelnden Pubrock („You Will Always Be My Home“), aber auch eine Art entgleisten Gitarrenpop („Break My Heart Slowly“). Bei all dem ist das Britische überdeutlich, die Sozialisation im Indie-Rock der Achtziger klar erkennbar.

Was soll man nun sagen? Sicher ist das sympathisch, wenn einer so einfach ein paar Momente festhält und dem kontrollierten Hauptwerk den Finger zeigt. Und ein paar ganz schön ausgedachte Lieder sind auch dabei, die übrigens auch den Manics gestanden hätten. Aber Wires Platte ist doch eher eine private Angelegenheit, der man nicht unbedingt beiwohnen möchte – zumal diese gebrochene, ungeprobte Stimme nicht wirklich den Charme eines genialen Dilettanten entwickelt.

Das nächste Manie Street Preachers-Album ist übrigens schon in der Mache. Vielleicht sind die Köpfe jetzt frei, dann würde doch noch alles einen Sinn bekommen.

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