Nils Koppruch :: Den Teufel tun
Das Tanzen hatte die Hamburger Band Fink ihrer Musik auf dem letzten Album „Bam Bam Bam“ beibringen wollen. Doch wer andern einen Groove gräbt… Klappe zu, Fink tot. Vermutlich wollten Songschreiber Nils Koppruch und der Postrock- und Drum’n’Bass-Fan Andreas Voss in unterschiedliche Richtungen mit dem Tierchen. Das hat’s zerrissen. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, sagt man ja.
Die absurd-komischen maulfaulen Grübler, Spinner und Käuze, denen man auf den wunderbaren Platten dieser Band begegnete, sind auf dem ersten Soloalbum von Koppruch verschwunden. Überhaupt ist „Den Teufel tun“gar nicht kauzig. Die Ironie, die bei der Aneignung genuin amerikanischer Musikformen in Fink-Stücken immer mitschwang, ist weggeflogen. Der Sänger tritt uns als Romantiker, Liebender, Hoffender und Suchender gegenüber, wie man das von unzähligen Songwriter-Platten ja kennt.
Doch Koppruchs lakonische Texte, seine Verkürzungen, seine Spiele mit Metaphern und Sentenzen, bei denen man sich nie sicher ist, ob sie aus einem Western, einen Volkslied oder einem Glückskeks stammen, heben „Den Teufel um“ über (fast) jedes Klischee hinweg. Wieviel Trost etwa eine simple Zeile wie „Ich schäl dir einen Apfel und ich nehm‘ dich in den Arm“ spenden kann, merkt man erst, wenn man das wundervolle „Nicht die Bienen“ gehört hat. Nur bei „Heimweh“, einer Abrechnung mit dem neuen „National(-mannschafts-)gefühl“ geht einem kurz mal das Wort „Liedermacher“ durch den Kopf, und man stellt sich Koppruch mit Schnauzbart und hochgezogenen Augenbrauen vor. Derweil versucht die Musik sich an Smogs „The Hard Road“. „Da wo keine Berge sind/ Suchst du vergeblich nach dem Tal“, heißt an einer Stelle in „Nicht die Bienen“
– ich werde den Teufel tun und Koppruch da widersprechen.