Offbeat – A Red Hot Sound Trip :: Alternation / IRS
A lf nv.iuun IRS Aids-Benefiz-Aktivitäten sind eine höchst unbefriedigende Angelegenheit. Zusammengetrommelte Prominente sammeln meist ein bißchen Geld, machen Promotionen für den Präser – und nebenbei auch für sich selber. Sie meinen, diese Behauptung sei zynisch? Nö. Der politische Aspekt von Aids wird bei diesen karitativen Nettigkeiten allzu gern ausgeklammert. Ist ja auch einfacher, noch einmal alle darauf hinzuweisen, daß sie sich bei der Liebe ihr (kiecher!) Tütchen überziehen sollen, statt globale gesellschaftliche Konflikte zu erläutern. Auch die Initiatoren von „Red Hot“ nutzen ihre CD-Reihe nicht für explizite Ausführungen und richten im Booklet den Zeigefinger aufs Kondom. Aber immerhin zeichnen sich ihre Benefiz-Anthologien nie durch Beliebigkeit aus, sondern durch ein scharfes Profil. Für „Red Hot Ott linpuhe“ etwa wurden Jazz-Größen aktiviert, und auf „RedHot & Country“ geben sich Country-Stars ein Stelldichein – was ja schon eine politische Dimension besitzt, da so konservative Stetson-Trägermit dem Thema Aids konfrontiert werden. Mit „Offbeat“, der achten CD, wird die küntlerisch ambitionierteste Compilation vorgelegt. Schirmherr DJ Spooky führt unter dem programmatischen Untertitel „A Red Hot Sound Trip“ Artisten aus dem Abseits zusammen, aus den verschiedenen Forschungsabteilungen des Pop-Betriebs. Nicht alle sind berühmt, doch ihre Innovationskraft ist unbestritten. Am Knotenpunkt von Sound und Beat und Poetry kommt es hier zu einigen erstaunlichen Leistungen. Der große Mark Eitzel spricht einen Text über die Feedbacks der fast vergessenen Noise-Großmeister My Bloody Valentine, 50 Sekunden nur – 50 magische Sekunden. Die Ambient-Jazz-Formation Tortoise kooperiert für „Wait“ mit dem Gitarristen Jeff Parker. Der unvermeidliche David Byrne rappt Worte von Jack Kerouac. Und, um es kurz zu machen: Laika, Soul Coughing, Barry Adamson – sie alle liefern natürlich hervorragende Arbeiten ab. Das einzige Statement kommt jedoch erst ganz zum Schluß von Moby. Der Techno-Punk läßt ein Baby schreien, legt darüber das gemeine Gelächter von Erwachsenen – und nennt das Ganze „Republican Party“. Christian Buss