Pascal Of Bollywood – Pascal Of Bollywood
Die Rückkehr des verschwenderischen, ja zuckersüßen Camp-Glamour: tropische Blütenträume über psychedelischen Tablas, lockende Chorgesänge, Streicher voller Anmut und Kitsch. Pascal Of Bollywood ist ein Franzose, der in Indien zum Popstar wurde – trotz mangelnder Sprachkenntnisse in Hindi, Bengali oder Tamilisch. Dabei war Pascal Heni früher auf vergleichsweise schwere Kost abonniert. Auf vier Alben versuchte er sich an einer musikalischen Umsetzung der Texte von Rimbaud, Celine, Nietzsche und Artaud. Der Erfolg hielt sich in Grenzen. Doch neun Indien-Reisen in drei Jahren brachten dem Sänger seine wahre Bestimmung: Die bis ins bizarre übersteigerte, kitschig exotische Filmmusik Bollywoods. Indische Blockbuster wie „Kabhi Khushi Kabhie Gham“ („In guten wie in schweren Tagen“) sind wegen ihrer umwerfenden Choreografie und Farbenpracht inzwischen auch in Deutschland recht erfolgreich.
„Pascal Of Bollywood“ wurde zudem arrangiert von Pyarelal, der zusammen mit seinem Partner Laxmikant in 40 Jahren etwa 500 Soundtracks komponierte – manche davon verkauften sich bis zu 20 Millionen mal. Die klassischen Zutaten dieser ausgelassenen Trommel-Sinfonien machen auch den Reiz dieses Albums aus. Zuviel ist hier noch lange nicht genug. Die Stimmen der Chorsängerinnen sind ein Gebirge aus Zuckerguß, die komplexen Rhythmen wirbeln wie ein wildgewordener Mix aus Drum’n‘
Bass und „Theme From Shaft“. Dazu kommt die Wehmut der Streicher, so weit und rätselhaft wie der Lauf des Ganges. Den Text der romantischen Ballade „Main Shaayer To Nahin“ – im Original aus dem 73er Film „Bobby“ – versteht Pascal nicht wirklich. Er singt auch die anderen Songs erst, nachdem er sie phonetisch auswendig gelernt hat. Vielleicht liegt ja darin das Camp-Element, das diese Platte von einem alten Lata Mangeshkar-Album unterscheidet.
Pascal Hern hat dennoch diesen sahnig weichen Langnese-Schmelz in der Stimme, den man von indischen Sängern bereits kennt. Seine Bollywood-Version von „La Vie En Rose“ ist ein schwüler Monsunregentagtraum, schwelgerisch, verführerisch und absolut künstlich. Wir popkulturell überreizten Europäer konsumieren diese Musik als Rausch, als kleine Flucht aus dem Niedergang der sozialen Marktwirtschaft. Bei den Beatles genügte noch eine zart gezupfte Sitar, doch 40 Jahre später braucht es schon den ganz besonderen Sound und Arrangement-Kick. Pascal Of Bollywood hat uns einen schönen Strauß davon gebunden. Er mag vielleicht nicht so lange halten, aber zurzeit macht er viel Freude.
Den Freunden der handgemachten „Weltmusik“ zur Vorsicht: Dies ist Pop!