Paul Brady – Oh What A World
Bedenkt man, dass Paul Brady das Co-Writing erst spät für sich entdeckt hat, ist er schon weit gekommen. Zumindest quantitativ: Über 50 Namen spuckt seine Homepage als Mitautoren aus. Kein Wunder, wenn Curtis Stigers seine Zeit ebenso beanspruchen konnte wie John Prine. „Oh WhatA World“, sein erstes Studioalbum seit fünf Jahren, rückt die frische Passion des oftmals gecoverten Iren (Bonnie Raitt, David Crosby, Dave Edmunds) nun erstmals in den Mittelpunkt: Ganze zwei von elf Songs sind allein auf eigenem Mist gewachsen. Recht arglos – oder unvoreingenommen? – ist Brady auch hier in der Wahl seiner Helfer, doch entscheidend ist ja wohl nur das, was hinten dabei rauskommt Und das ist, nun: durchwachsen.
Auf der Haben-Seite steht da ohne Frage „Oh What A World“ (Co-Autor: Steve-Winwood-Hitschreiber Will Jennings), das sprüht vor heiterem Folk-Rock-Esprit Die schlichte Country-Logik von „Minutes Away, Miles Apart“ (Co-Autorin: Ex-Bangle, jetzt Continental Drifter Debbie Peterson) hätte ein entschiedeneres Arrangement verdient gehabt Und „Believe In Me“ (Co-Autorin: Carole King!), sophisticated white soul der angenehmeren Art, taucht Bradys vor Sehnsucht vergehenden Tenor in ein wohliges Streicher-Bad.
Darüberhinaus aber lauert zuviel Mainstream-Konfektion, wenn nicht ein müder Blues-Rock-Versuch („Try Me One More Time“). Zyniker werden sagen, bei Co-Autoren wie Boyzone-Bubi Ronan Keating („The Long Goodbye“) könne auch Brady nichts mehr retten. Doch selbst im Alleingang liegt seine Trefferquote diesmal nur bei 50 Prozent: „Sea Of Love“ hat noch eine dieser süffigen Melodien, die ein bisschen süchtig machen können „Love Hurts“ nur noch einen Titel, der doch eigentlich verpflichtet, seit Gram und Emmylou ihn unsterblich werden ließen.