Pete Townshend – All The Best Cowboys Have Chinese Eyes

Zur neuen Edition von „Chinese Eyes“ hat Pete Townshend wundersame Notizen verfasst. So äußert er sich zu den geplanten Sprechpassagen, die bei „Stop Hurting People“ schließlich realisiert wurden: „I was anxious to include a spoken word section on every track. This was because what I was writing, lyrically speaking, was – I felt – of quite high Standard, and although what remained was dismissed by some critics as nonsense, if it sounded like nonsense it was meant to sound that way.“ Ein offenes, ein mutiges Wort! Und keine falsche Bescheidenheit.

So vieles auf diesem Album mag (wie der köstliche Titel der Platte) Unfug sein, aber es ist großartiger Unfug. Townshend wollte diese Stücke mit einer neuen Band aufnehmen, denn er unterschied klar zwischen „art on my solo stuff, classic rock with the Who„. Den „klassischen Rock“ nahm er allerdings nicht mehr auf.

Nun sind die Songs von „Chinese Eyes“ keine Avantgarde, aber Propeller-Gitarren und Brüllgesang gibt es nirgendwo. Pseudo-Symphonisches wie „Prelude“, Modernistisches wie „Stop Hurting People“, melodisch raffinierte Songs wie „Faces Dances Part Two“ und gallige Reflexionen wie „Exquisitely Bored“ (in Kalifornien) und „Stardom in Acton“ ergänzen sich mit den musikalischen Reminiszenzen von „Uniforms“ und“Slit Skirts“. Townshends gelungenste und noch immer gültige Arbeit. Drei — sehr gute — Stücke wurden ergänzt.

Nicht weniger brillant ist „White City (1986, 4,0), das der Autor — mit dem Untertitel „A Novel“ – um ein soziales Wohnprojekt in London anlegte. Wiederum produzierte Chris

Thomas; neben Dave Gilmour wurden auch die Kick Horns engagiert, die den fulminanten R&B von „Face The Face“ befeuern. In kraftstrotzenden, emphatischen Songs – „Give Blood“, „White City Fighting“ – thematisiert Townshend wie so oft Entfremdung und Heimat, Behauptungswillen und Desillusionierung. „Hiding Out“, „I Am Secure“, „Crashing By Design“ und „Come To Mama“ erzählen von Existenzen am Rand der Gesellschaft und an der Kante von Krankheit und Wahnsinn. Gilmours Pathos passt zu den Referenzen an die Sixties. Die Platte wurde in einem Jahr mit überragenden Alben von Elvis Costello, den Smiths, Peter Gabriel und Joe Jackson respektvoll aufgenommen, aber Townshend in seinem altväterlichen Ernst blieb natürlich ein Mann von gestern. Drei zusätzliche Tracks.

Schon im Jahr vorher hatte er mit der Deep End Band einige Konzerte (zugunsten therapeutischer Einrichtungen) gegeben. Anfang 1986 spielte Townshend in Brixton mit der Besetzung von „White City“, dokumentiert auf einem Video und „Deep End Live!“ (3,0), ein gemischtes Programm zwischen „Behind Blue Eyes“ und „Pinball Wizard“, „I Put A Spell On You“ und „Won’t Get Fooled Again“-allesamt umarrangiert, manche verlangsamt oder in R&B-Form gebracht. Diebisch freute Townshend sich darüber, dass er alle Erwartungen enttäuschte und keine Tournee folgen ließ. Zwei zusätzliche Stücke.

Ebenfalls neu aufgelegt wurde das zweite Werkstatt-Kompendium, „Another Scoop“(2,5), Townshends 1986 verstorbenem Vater gewidmet. Skizzen von so berühmten Songs wie „You Beter You Bet“, „Pictures Of Lily“ und „The Kids Are Alright“ reichen freilich nicht an die voll realisierten Fassungen heran,

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates