Pete Townshend – The Iron Man/Psychoderelict/Scoop 3

Man kann nicht behaupten, dieses Musical sei 1989 schlecht aufgenommen worden. Es ist vielmehr überhaupt nicht aufgenommen worden. Pete Townshend war damals ungefähr so in Mode wie ein alter Blues-Mann aus den Vierzigern – wie John Lee Hooker also, der dann aber die größte Wiederauferstehung seit Jesus feierte. Dass Hooker bei „The Iron Man“ zwei Stücke singt, ist in den Annalen vermutlich nicht nachzulesen. Auch Roger Daltrey nahm teil – diese Stücke sind The Who zugeschrieben—, Simon Phillips, Deborah Conway, Nina Simone (bei einem Song).

Damals war das Musical als ein Singspiel für Kinder annonciert worden, was möglicherweise das Desinteresse erklärt. Die lose Handlung ist Ted Hughes‘ Buch von 1968 entlehnt, die Dialoge sind hanebüchen, die Songs typischer Townshend: auf naivste Weise („A Friend ls A Friend“) und auf lustigste („I Eat Heavy Metal“). Mit „Over The Top“ klingt ein altes Sujet an. Sieht man von der einfältigen Botschaft des gesamten Spektakels ab, bleiben gemütvolle Stücke mit dem gebotenen Bombast und Brio. Manche Songs sind gar von zarter melodischer Schönheit.

Mit den Songs von „Psychoderelict“ (1993, 2) ist es nicht so einfach. „The Play“ ist ein wirres Konvolut von musikalischen Splittern und Psycho-Wust, auch dem verstorbenen Guru Meher Baba wird noch einmal gehuldigt. Demos und Reprisen sind eingearbeitet. Auf der zweiten CD ist „Music only“ – im Wesentlichen eine Wiederholung der Therapie-Sitzung. Bestimmt war Townshend wiederum enttäuscht von der Rezeption des prätentiösen Großwerks. Und schwieg daraufhin. „Scoop 3″(2001, 2) ist die letzte Materialsammlung – noch einmal eine gewaltige Anhäufung von Skizzen, darunter leider wenig von Townshends Alben der 80er Jahre. Der Kreis war ausgeschritten: bis zu „Endless Wire“, der so unverhofften wie leider auch unergiebigen Rückkehr von Daltrey und Townshend als The Who.

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