Pleasantville von Gary Ross :: ab 4. März

Die Idylle ist schwarzweiß und im Fernsehen. „Pleasantville“ heißt eine Sitcom aus den 50er Jahren nach jenem Städtchen, in dem George (William H. Macy) und Betty (Joan Allen) mit ihren Kindern ein sympathisches Spießerleben vorführen. Davon träumt Scheidungsjunge David (Tobey Maguire) täglich vor dem Bildschirm. Bis ein schrulliger TV-Techniker ihn und seine rollige Schwester Jennifer (Reese Witherspoon) direkt in die gute Stube der Familienserie zappt. Gary Ross hat zuvor die Drehbücher für „Big“ und „Dave“ verfaßt und deren Philosophie nun für sein Regiedebüt zu einer nahezu unerschöpflichen Parabel weitergesponnen. „Pleasantville“ ist ein Utopia aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und „Die Truman Show“, in der das Schwarzweiß-Material auch als Metapher für den Schein und mangelnde Individualität steht und alle Gesetze der Serie proportional zu den geordneten Verhältnissen verlaufen. Wenn George jeden Tag exakt zur gleichen Zeit heimkommt, seine Tasche an der stets selben Stelle abstellt und „Honey, I’m home“ ruft, entpuppt sich die Possierlichkeit bald als Perfektion, die ewig gleich wiederkehrt und nichts Liederliches kennt, nicht mal Toiletten. Kein Sex-kein Streit. Nachdem Jennifer einen Jungen verführt und also mit Gefühl infiziert hat, wird das sterile Paradies mit jeder Emotion bunter. Zärtlichkeit und Zorn, Schmerz und Sinnlichkeit, Kunst und Chaos blühen auf und der Mob bläst zur Hexenjagd auf die Farbigen. Zuweilen hat Gary Ross sein wunderbares Märchen zu plakativ gemalt – aber von erhebenderer Einfalt sind nur „Enterprise“-Episoden.

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