R.E.M. Perfect Square – Live In Germany
Wie das geht, weiß nicht einmal die Band selbst so genau. Aber die letzten beiden Touren zeigten, dass R.E.M. live einfach keine schlechten Abende mehr haben, höchstens nicht ganz so tolle. Der in Wiesbaden, auf dem „Perfect Square“, war ein sehr, sehr guter, das Publikum von der ersten Sekunde an enthusiastisch, die Band bei jedem Song über jeden Zweifel erhaben. Und immer, wenn man gerade denkt, dass einem die kleine Lieblingsband jetzt doch zu perfekt wird, geschieht etwas Unerwartetes. Stipe kramt die Mundharmonika raus (obwohl er kaum spielen kann), Bück und Mills machen Faxen, sie spielen das uralte „Permanent Vacation“.Asgoodas/rgefs. Zusätzlich gibt es eine Dokumentation über die drei Konzerte in Stirling, Schottland 1999 – detaillierte Bilder der Vorbereitungen, Kommentare der Band – und natürlich wieder grandiose Auftritte. Am Ende verrät Stipe noch, wie man von dort oben aus wirklich merkt, dass man gut ist: wenn während der Show kaum einer pinkelngeht. 5,0
¿ Madonna
The Ultimate Collection (Warner Music Vision) „Die erfindet sich immer wieder neu.‘ „Die Frau hat den Image-Wechsel praktisch erfunden.“ „Madonna weiß immer, was der nächste Trend ist.“ „Sie sieht in jedem Video anders aus, aber immer toll.“ „Jetzt ist sie zwar Mutter, aber immer noch so sexy.“ „Als Schlampe gefiel sie mirtrotzdemam allerbesten.“ „Am Anfang hatte sie noch eine M icky-Maus-Stimme und weniger Muskeln, aber das war schon in Ordnung.“ Was soll man sagen – alle Klischees über Madonna stimmen, und unterhaltsamere Clips als auf dieser Doppel-DVD („The Immaculate Collection“ und „The Video Collection 93:99“ zusammengefasst) wird man nicht finden. „Die ist einfach nie langweilig.“ 4,0 ¿ Dave Gahan Live Monsters (Mute) So glücklich wie bei seinen Solokonzerten hat Dave Gahan selten ausgesehen. Auch wenn er gemerkt haben muss, dass der Applaus gerade bei den zu richtigen Rocksongs umfunktionierten Depeche Mode-Stücken am lautesten ist. Seine eigenen Stücke klingen beim Auftritt im Pariser „Olympia“ im July 2003 um einiges dynamischer als auf Platte, mit dem Publikum spielt Gahan brillant wie eh und je. Und trotzdem fehlt einem etwas. Es muss Martin Gore sein, das Yin zum Yang.3,0
¿ Nick Cave & The Bad Seeds
The Videos (Mute) Ein Fest für dunkle Tage: 20 Videoclips, von der Band vorgestellt, erläutert – und notfalls sogar für schlecht befunden, selbst wenn Anton Corbijn am Werk war. Aber der Großteil, von „Stagger Lee“ bis „The Weeping Song“, ist auch visuell grandios, musikalisch sowieso. 4,0
¿ Billy Joel
Live At Yankee Stadium Greatest Video Hits IM (SonyMusic) Der alte Junge aus Brooklyn kehrte 1990 heim in den Stadtteil seiner Kindheit und durfte zwei Konzerte im Yankee Stadium geben, jener Ruhmeshalle, die Babe Ruth gebaut hatte. Grund genug für Lokalstolz und allerlei Baseball-Clownerie, Hubschrauberflüge über die abendliche Sportstätte und kraftmeierische Songs von“SformFronf“. Joels Band, so vieleJahre ein verlässlicher Rückhalt, spielt immer ein wenig zu knallig und prahlerisch, die Musiker sehen aus wieTed Danson oder Bodybuilder. Billy selbst beschränkt sich auf die Brecher der beiden letzten Alben, sonst gibt es nur „Scenes From An Italian Restaurant“, „New York State Of Mind“, „Piano Man“. 80 Minuten, keine Extras. Ein vorzeitiger Home-Run.3,0 Ein wenig traurig wirken die Videos aus der letzten Phase von Joels Karriere als Entertainer: Der früher sprühende Songschreiber singt die trüben Songs von“/?/VerO/Dreams“undDylans Spätwerk „To Make You Feel My Love“, und Hits waren diese Stücke sowieso nicht mehr.2,0 ¿ Rockpalast Rory Gallagher. Thin Lizzy. Huey Lewis. Southside Johnny. Roger Chapman. (In-Akustik) Die erste Lieferung mit Konzerten der ARD-Reihe, der ersten und letzten großartigen Fernsehveranstaltung mit Rockmusik. In-Akustik verlässt sich vollkommen auf die Nostalgie der Altvorderen: „Zigarette drehen, Bier aufmachen. Wie damals.
Und dann mit Elke aufs Sofa.“ Elke hat heute wahrscheinlich keinen Bock mehr, was ein Grund mehr dafür ist, noch einmal das Fluidum von 1977 ff. zu inhalieren. Zwar beginnt die Serie ausgerechnet mit fünf dionysischen Vertretern einer sehr atavistischen, schwitzigen Variante von Rock’n’Roll, aber das war eben die Mucke damals. Am schönsten sind natürlich die Umbaupausen und Alan Bangs‘ Darstellung von „Rockjournalismus“ (die Tee-Runde mit Southside Johnny und Thomas M.Stein!). 4,0