Reggae & Dub :: von Joachim Deicke

Riddim-wise? Ganja-Nase und Dub-Meister LEE PBRRY (diesmal ohne „Scratch“) ist sich mit seinen „ExperrYments At The Grass Roots Of Dub“ (Ariwa) allzu treu geblieben: Nicht ohne Selbstironie verhackstückt er eigenes Material, versinkt im Spiel mit den Reglern und taktgenauen Echoschleifen. Die alten Fans werden – wie immer – andächtig die Mütze ziehen; die jungen sind an ihm vorbeigezogen.

2,0

Roots are made for walking? Der charmante HORACE ANDY lief in den Achtzigern quer durch das überdrehte, kantige Dancehall-Business und hat schließlich doch zu den hypnotischen Reggae-Rock-Wurzeln gefunden.

„Seek & You Will

Find“ (Semaphore) ist eine dunkle, altmodische, angenehme Angelegenheit. 3,0

Xtra Smooth? Ist ’ne Wissenschaft für sich, über die Neuerscheinungen und Re-Releases von „Cool Ruler“ ORBOORY ISAACS Buch zu fuhren. „Dreaming“ (Hearbeat) ist seine schönste Produktion der Saison: eine gediegene Gratwanderung zwischen samtigen, sanften Songs, eingängigen Melodien und animierenden, bissigen Rhythmen – eigenwillig zurückhaltend arrangiert und absolut wohltuend. 3,0

What can a poor boy do? FREDDIE McGrEGOR hat die Gewinne seiner eigenen Erfolge klug investiert und avancierte derart vom charmanten Lover’s Rocker zum Produzenten und Label-Eigner. „Best OfBig Ship 1″(RAS Records) ist eine reichlich facettenreiche Sammlung der ersten Erfolge seiner kleinen Firma, zusammengehalten von einem ausgesucht guten Geschmack: Fast jeder Song dieser ersten Auslese ist eine kleine Perle. 4,0

Never mind the Tablas! Johnny Lydon, Ravi Shankar, Peter Tosh und dazu Rap, Techno und Dub. Die ASIAN DUR FOUNDATION hat in London mit „Facts And Fiction“ (Nation Records) ein verqueres, bitterböses, unglaublich faszinierendes Album hingelegt, das vor keinem Tabu, keiner Grenze oder Schublade halt macht. Reggae und Punk sind die zwei Hauptquellen, aus denen die radikalen Bengalo-Briten sich bedienen nichts für harmoniefreudige Weich

eier.4,0

Two Steps beyond! Spätestens seitdem die BUSTCRS das herzzerreißende „Wish You Were Here“ in die richtige Skamension gerückt haben, haben die Rude-Boys und -Girls von damals eine Band, um feuchte Augen zu bekommen und sich noch einmal herzhaft in den Moonstomp zu stürzen. Auf JLive in Montreux“ ist alles laut, heftig und furchtbar gutgelaunt: keine Platte, die man sich allein zu Hause anhören sollte. 3,0

Men who sold the world: Wer der kreativsten, buntesten Phase von Madness – also dem Anfang mit „One Step Beyond“ bis etwa ty Absolutely“ immer noch hinterhertrauert, der kann sich mit JNabümla“ (Topic) ins Glück stürzen. Mit ihrem zweiten Album haben sich die Südengländer von LA CUCINA vom falschen Lateinamerikanertum zu bestem britischen Songwriting gemausert, heimtückisch durchmischt von kolumbianischer Cumbia und sanft dahinzuckelnden Ska-Rhythmen – meisterhaft produziert von Colin Bass (alias Sabah Habas Mustapha), voller skurriler Ideen und smarter Texte. 4,5

Manie funday! Trinidad war immer groß und bunt genug, um seinen eigenen Weg zu gehen: Der Calypso ist grau, der Soca ausgelaugt, und der neue Rapso zu schweißtreibend, um in der karibischen Sonne Bestand zu haben. Auf KRITIKALMAS (Ice Records) sucht der Nachwuchs des Karnevals von 1995 nach einem angemessenen Mittelweg – lustvoll swingend, lautstark traditionsbewußt und schlitzohrig an den Grenzen zu Rap, HipHop, Jungle und Dancefloor kratzend. Eddie Grant mit seinem luxuriösen Studio und seinem angeschlossenen Platten-Label auf Barbados hat einen ansehnlichen Anteil an dieser sanften Erneuerung der heinreißenden Schwestermusik des Reggae. 4,0

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