Replays 1 von Franz Schöler
Kult, kurz und preiswert: Neben den sechs Songs, die 1972 die von Dave Edmunds betreuten Rockfield-Sessions der FLAMIN‘ GROOVIES erbrachten, bietet „A Bucket Of Brains“ (EMI 832144 2) die Groovies-Version von „Talahassie Lassie“ sowie erstmals als Remix in korrekter Tonhöhe überspielt „Shake Some Action“. Unter den Juwelen hier natürlich auch: „You Tore Me Down“, eine der besten Beatles-Balladen, die Lennon/ McCartney nie für „A Hard Day’s Night“ schrieben. Wie den Liner Notes zu entnehmen ist, brachten Jordan/Wilson dafür ganze zehn Minuten! 3,0
Komplett neu gemischt und eine gute Dreiviertelstunde (nämlich gleich acht Songs) länger als die LP-Version, gibt es jetzt das von Pete Townshend organisierte „Rainbow Concert“ (Polydor 527 472-2): ab ERIC CLAPTONs Comeback aus den rosa Drogenwolken auf den Boden der Blues-Tatsachen geplant und tatsächlich erfolgreich! Die Magie von „Just One Night“ findet man hier trotz All-Star-Besetzung nicht. Aber solange nirgends der Soundtrack von Martin Scorseses abendfüllender Clapton-Dokumentation erhältlich ist, bleibt dies eine der besseren Live-Platten des Gitarristen. 3,5
Sämtliche zehn Studio-Longplayer, die ELTON JOHN unter diesem Pseudonym zwischen 1968 und 1975 für DJM aufnahm, gibt es jetzt – angefangen von „Empty Sky“ bis zu „Rock Of The Westies“ in klangtechnisch ganz vorzüglichem Remastering. Beispielsweise das schlicht „Elton John“ betitelte op. 2 (Mercury 528156-2; 4) zum erstenmal überhaupt in einer der Vinyl-Version leicht überlegenen Klang-Qualität. Was gegenüber der lausig klingenden ersten CD-Version ein erfreulicher Fortschritt ist! Das magnum opus „Goodbye Yellow Brich Road“ (528 159-2, ebenfalls 4,0 ) klingt sogar besser als auf der goldbedampften Edel-Edition. Und wer sich vorher bei „Tumbleweed Connection“ (528 155-2, 3,5 ) oder „Honky Chateau“ (528 162-2, 3,0 ) über deutlich hörbaren Netzbrumm und andere Bandstörungen – sogar bei US- und Japan-CDs! – geärgert hatte, darf sich darüber freuen, daß die Tontechniker ganze Arbeit leisteten und die Bänder so gefühlvoll optimiert nachentzerrten, daß man sich mit Originalproduzent Gus Dudgeon freuen darf: Nie klangen sie auf Vinyl oder Polycarbonat besser als hier. Als Bonus-Tracks gibt es jede Menge Singles, B-Seiten und Outtakes, die man vorher nur auf der (inzwischen gestrichenen) Luxus-Box „To Be Continued…“ fand. Was die ausführlichen Liner Notes natürlich schamhaft verschwiegen, wird beim Wiederhören klar: Seine ganz großen Zeiten hatte das Team Reg Dwight/Bernie Taupin damals, als die „Ohrwürmer“ in Serie schrieben.
Apropos Netzbrumm: Den findet man deutlich vernehmbar bei diversen Tracks der ordinären Aluminium-CD des TRAFFIC-Meisterstücks „Traffic“. Das neuerdings aus französischer Produktion importierte Plättchen (Island 842 590-2) wurde offenbar von defekter Kopie überspielt. Nicht so die goldbedampfte Edition, die auch DAVE MASON-Evergreens wie „Feelin‘ Alright?“ technisch einwandrei erklingen läßt (MFSL UDCD 629/in-akustik). Allerdings nur für ein paar Mark mehr. Aber solange sich kein Polygram-Techniker erbarmt, also das Original-Master neuerlich überspielt, bleibt das Nobel-Plättchen leider erste Wahl. 4,0
Mit „1:1“ hatte Pop-Wunderkind NILS LOFGREN den Standard gesetzt, an dem das wenig später noch im selben Jahr 1972 veröffentlichte GRIN-Album „All Out“ gemessen und konsequent unterbewertet wurde. Dabei hatte das neben deftigen Rockern sogar ein paar wenige herzzerreißende Momente zu bieten. Wovon man sich endlich anhand der preiswert in der „Rewind“-Serie wiederveröffentlichten Ausgabe (Epic 477847 2/ SMIS) überzeugen kann. Fabelhafte David Briggs-Produktion in hervorragendem Remastering! 3,0
„Life’s Been Good“ wäre zweifellos der entschieden trefflichere Titel des Doppel-Sets „Look What I Did! The Joe Walsh Anthology“ gewesen (MCA Records MCD 11233). Bei diesen zweieinhalb Stunden „Very Best“-Auslese findet man zwar die James Gang-, Barmstortn- und Solo-Jahre des Gitarristen, aber vermutlich aus pekuniären Erwägungen nicht seine Zeit mit den Eagles dokumentiert. JOE WALSH kommentiert die Auswahl Song für Song, und das Geleitwort steuerte sein Kumpel und Mentor Pete Townshend bei. 3,5
Selten wurde eine ob ihres Debüts vielgepriesene Gruppe bei ihrem zweiten Album so wütend geprügelt wie das San Francisco-Quintett MOBY GRAPE für das Doppelalbum „Wow“. Dabei hatte das auf der A-Seite der ersten LP ein paar durchaus große Momente (nämlich drei ganz exzellente Songs), bevor es auf der Bonus-LP in tiefste Jam-Session-Niederungen abstürzte. Die nun aber gleich ganz zu unterschlagen, obwohl dafür über 40 Minuten Platz zur Verfügung gestanden hätten, kommt denn doch einem Akt von leicht idiotischer Zensur gleich, egal wie öde das mit Mike Bloomfield und Al Kooper produzierte Resultat sein mag. Die drei oder vier bemerkenswerten Studio-Tracks von Miller/Mosley/Stevenson verdienen bei diesem Japan-Import (Sony SRCS 6453/SMIS) kuriositätshalber immer noch 2,5. Nur bleibt „Vintage – The Very Best Of Moby Grabe“ (C2K 53041/SMIS) schon deswegen mit Abstand erste Wahl. weil es nahezu komplett das sagenhafte Debüt enthält. 4,5
Wer sich beeilt, ergattert vielleicht noch die Luxus-Edition von ELVIS COSTELLOs „King of America“ (Demon DRAM 11/TIS), bei der die jeweils ersten 2000 Exemplare der Vinyl-, Cassetten- und CD-Ausgabe sechs Live-Mitschnitte enthalten, aufgenommen mit den Confederates. 4,0