Rihanna – Rated R
Rührend hilfsbereit spannte Rihanna seinerzeit ihren „Umbrella“ aus, Jenes Schirmchen, uhuh-uh-unter das sich flüchten durfte, wer in irgendeiner Form an der bösen Welt litt. Einen prominenten Fall von häuslicher Gewalt später ist der Regenschutz freilich längst zusammengeklappt und wird auf „Rated R“ bestenfalls als improvisiertes Schlaginstrument genutzt. Küchenpsycholgische Bezüge zur Prügelattacke ihres Exfreundes finden sich auf dem Cover (auf dem sie sich mit Mascara ein schwarzes Waschbärenauge hat verpassen lassen) wie auch in den zumeist grantigen Texten (Titel wie „Stupid Love“, die Liebe-als-Glücksspiel-Metapher in „Russian Roulette“, Zeilen wie „What you did to me was a crime“ und Rachefantasien wie „I lick the gun when I’m done“) genügend, dazu spielt Slash zwischendurch mal auf der Gitarre. Ansonsten: tendenziell dunkle, dicke Beats, betont „starke“ Genreanleihen aus Dancehall und Hardrock, produziert von – hier liegen die Grenzen des neu entdeckten Feminismus – Kollegen wie Ne-Yo, Justin Timberlake und will.i.am.
Das inhaltliche Wechselspiel von Verletztheit, Wut, Trotz und schlichter Gefühlsverwirrung mag tiefempfunden und „wirklich“ sein – leider kann man das trotzdem langweilig finden, wenn auch mit ein bisschen schlechtem Gewissen. Sympathisch bleibt Rihannas immer leicht genervter Schnarrgesang, mit der sie etwa in „Rude Boy“ ihren Bettgesellen zur Eile mahnt, sie hat ja auch nicht ewig Zeit. Eine flache Wohltat im Gegensatz zu den anderen Tonleiter tirilierenden R&B-Prinzesschen. (universal)