Robbie Williams

Take The Crown

Universal VÖ: 02. November 2012

Genug Stoff für gute Geschichten müsste Robbie Williams eigentlich haben. Er gründete eine Familie, ging wieder mit Take That auf Welttournee und fand sich offensichtlich insgesamt mit seinem Schicksal ab. Er war der Teenie-Schwarm, dann das Sorgenkind, jetzt ist er – endlich, mit 38 – im Erwachsenendasein angekommen. Er könnte fortan ein sonniges Leben in Kalifornien führen, mit Frau und Hund, ohne Sorgen. Wenn nur der Ehrgeiz nicht wäre! Robbie Williams möchte noch einmal einen großen Wurf landen, das will er ja immer. Leider findet er seit dem Zerwürfnis mit Guy Chambers nicht mehr die passenden Mitarbeiter für das Unternehmen Welteroberung.

Sein neuntes Soloalbum hat Williams in Los Angeles mit Jacknife Lee aufgenommen, der zuletzt R.E.M., U2 und Snow Patrol mit ruhiger Hand produzierte. Lee ist keiner, der für große Überraschungen sorgt, eher ein solider Handwerker. Was an sich gar nicht problematisch wäre, denn Robbie kann allein mit seiner Stimme für genug Wirbel sorgen. Woran es wieder mal hapert, sind die Songs.

Schon auf „Reality Killed The Video Star“ (2009) fand man nur einen herausragenden Song zwischen stampfendem Discokram und Hymnen von vorgestern – und der Trend zum aufgepumpten Nichts setzt sich auf „Take The Crown“ leider fort. Zwei Lieder – das alberne „Candy“ und das niedlich-jämmerliche „Different“ – schrieb Robbie mit seinem TT-Kollegen Gary Barlow, den Rest mit zwei Australiern namens Tim Metcalfe und Flynn Francis. Ein Song heißt nicht umsonst „Shit On The Radio“, die anderen hat man nach dem letzten Ton schon wieder vergessen. Selbst das Bekenntnis „Hunting For You“ bleibt halbherzig; das Duett mit Lissie, „Losers“, hat immerhin Verve. „I’m half your age/ And lived twice your life“, behauptet Williams in „Be A Boy“ – sicher zu Recht, aber Menschen unter 76 werden trotzdem denken: Die Pet Shop Boys können das alles besser! Die trockenen Alltagsbeobachtungen, die lustigen Wortspiele, die Beats, einfach: den Pop.

Seine große Stärke – das Überlebensgroße, Pathetische, das Superextraentertainermäßige – spielt Robbie Williams einfach zu selten aus. Demnächst nennt er sich wahrscheinlich auch noch Robert.