Roddy Frame- Surf

„Garageland“ von The Clash fand sich zwar im ersten Repertoire von Aztec Camera 1982/83. Doch in seinen Songs fiel Strummer schnell von der Wand („Walk Out To Winter“), weder Exzess noch Revolution waren wirklich die Sache des apollinischen Songschreibers Roddy Frame, der nun endgültig ganz in stiller Schönheit vor sich hinköchelt An diese elf neuen Songs ließ der Schotte nur eine Akustik-Gitarre und seine Stimme. Da lenkt nichts ab vom Kern, der darin besteht, dass man „Surf als detaillierte Variation auf einen frühen AC-Song wie „We Could Send Letters“ lesen kann. Nur dass Frame diesmal nicht die Stadt wechselte nach dem Abschied.

Denn „Surf ist eine London-Platte – zwischen SW3 („Over You“), East- und West-End (Titelsong) und rund um „Big Ben“. Doch selbst da können kleine Fluchten in Laser-Gun-Welten den Schmerz nicht wirklich stillen („Small World“). Frame erträgt ihn, inzwischen wohl wissend, dass das Leben nicht wie Songs funktioniert. Aber dass es hilft, einfach weiterzuleben, wenn ein paar Songs gut funktionieren. Das tun hier alle. Und die besten fassen gleich Anfang und Ende in zwei Zeilen, die alles sagen: „Thought those blue eyes could complete me, but I filled them instead with the ghosts in my head.“ („I Can’t Start Now“) So ist Roddy Frame der Junge geblieben, der sich leise wundert, warum manche Worte das Warten nicht wert waren. Aber er ist auch ein Mann geworden, der nicht länger warten kann, nicht länger den hausgemachten Illusionen aufsitzen will. Und manchmal ist er einfach ein wunderbar sprachverliebter Poet In „For What It Was“ resümiert Frame: „Wish my unhappiness could be adressed and sent to all the rootless, fruitless hours that I have spent in my dreams.“

Musik für liebeskranke Männer also. Und vermutlich auch für Frauen, die gern Trostpflaster spielen.

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