Roddy Frame – Western Skies

Vielleicht brauchen sie im Moment doch dringend einige Extra-Eulen in Athen. Oder weitere Bagpipes-Bläser in den Highlands. Falls ja: Frame ist ein fabelhafter Liederschreiber! Mit diesem Album hat er mindestens bis zum nächsten Lebensblues die Bürde abgeworfen, als 19jähriger Wunderknabe zum neuen Dylan und Costello-Rivalen verklärt worden zu sein. Wer bereits als Teenager Epochales wie „High Land, Hard Rain“ (1983) vorlegte und ungefragt zur wertkonservativen Wave-Antithese gekürt wurde, läuft danach natürlich leicht mal mühsam wie auf Bleisohlen durch die eigene Vita.

Im Rückblick empfindet der 42-jährige Schotte seine späteren Aztec Camera-Spielereien mit zu vielen Drum-Machines und zu üppigen Keyboards als redundant. Das (dem Namen nach) erste Solo „The Jiorth Star“ (1998) entdeckte mit komplexen Nummern zwischen Pop, Rock, Latin und Jazz denn auch die Kern-Qualitäten der frühen Singles wie „Oblivious“ oder „Walk Out Of Winter“ neu. Der streng akustische Nachfolger „Surf“ (2002) ergatterte zwar Rezensionen aus dem obersten Regal, hört sich heute aber doch streckenweise wie eine schlaffe, unausgereifte, nicht zu Ende gedachte und hingehuschte Fingerstyle-Übung mit Gesang an. Vor allem im Vergleich mit der Neuen. Das Gitarren-Spiel hat hier enorm an Wucht, Präzision, Tiefe und Ausdruckskraft gewonnen und harmoniert prächtig mit Standbass, Percussion und obskuren Instrumenten wie Karruga-Horn, Marxophone und Melodica. Und Roddy trägt seine Britpop-, Folk-, Countryrock- und Latin-Preziosen sehr dezidiert und mit dem unumgänglichen Maß an Nöligkeit vor.

Durch die elf Tracks schimmern neue Hoffnung und gelassene Abrechnung, Befreiung von alten Hemmnissen, frischer Idealismus und der unbedingte Mut zum nächsten Aufbruch. „My heart is strong and doesn’t bleed easily“ („The Coast“) singt er tapfer, „It’s hard to understand the course I sailed before“ („Dry Land“) und „It’s so hard to find the freedom in me“ („Portastudio“). Frame hat den langen Blick in den Spiegel überstanden. Mit dem Mann ist wieder zu rechnen.

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