Roots

Zuletzt eher stiefväteruch behandelt, soll sich nun in diesem Monat alles um bliie notes drehen, Anlässe dafür gibt’s genug. Und es kann kein Zufall sein, daß sie entweder I gleich direkt aus Texas kommen oder sich zumindest auf den Lone Star State beziehen.

Allen voran wäre da das neue Album von LONG JOHN HUN-TER zu nennen. Nachdem mit dem imposanten AUigator-Einstand“ßorder Towti Legend“ der späte Durchbruch zu einem Publikum jenseits der texanischen Grenz-Spelunken gelang, arbeitet der 66jährige Gitarrist nun auf „Srvinging From The Rafters“ (Edel Contraire) an Verfeinerung sowie Erweiterung seines Spektrums. Und schafft dabei den so schwierigen Spagat zwischen dem schroffen Club-Sound und den feinen (Bläser-) Arrangements, die auf das Konto der alten Austin-Haudegen Derek OTJrien und Mark „Kaz“ Kazanoff gehen. Ergebnis: Texas-Blues vom Feinsten!

Der erschütterte sogar schon die altehrwürdige Carnegie Hall in New York, als sich STEVIE RAY VAUGHAN dort mit seinem Auftritt im Oktober 1984 einen Jugendtraum erfüllen konnte. Und weil besondere Anlässe auch besondere Maßnahmen erfordern, brachte der früh Verstorbene gleich noch ein bißchen „Geleitschutz“ mit, der die zweite Hälfte des Mitschnitts ,£ive At Carnegie Hall“ (Epic/Sony) prägt, darunter Bruder Jimmie, Dr. John, Sängerin Angela Strehli und vor allem die Roomful Of Blues-Bläser um Porky Cohen. Keine posthume Leichenfledderei, sondern ein schönes Dokument glücklicher Tage, das geborgen gehörte.

Und was machen Chris Layton und Tommy Shannon, einst als Double Trouble firmierende Vaughan-Rhythmusgruppe, heute? Leisten zum Beispiel einem gewissen NUNO MINDELIS Beistand, der auf,, Texas Bound“ (Taxim/TIS) den Brasilianer in Austin gibt. Als Sänger nicht der größten einer, konzentriert sich der Angola geborene, jetzt in Sao Paulo ansässige Gitarrist zu Recht auf seine Instrumentalkünste, die Vorbildern von Hendrix bis Winter und Vaughan huldigen. Brasilianische Einflüsse? Fehlanzeige. Statt dessen setzen aber Steve James, Lou Ann Barton und Paul Orta nette Gast-Akzente.

Auch PAT BOYROCK, in Untah gebürtiger Gitarrist mit kroatischem Stammbaum, hat mit „Super Bitte &Funky“(ßulseytlZensor) in der texanischen Bundeshauptstadt seine musikalische Wahlheimat gefunden. Wie Hunter profitiert er dabei vom Know-how des Produzenten „Kaz“ Kazanoff, der ihn von den nun ausrangierten Blues-Rock-Gleisen holt und auch mit launigen Instrumentals („Mexican Vodka“) stärker auf die klassische Texas- und auch die Soul-Blues-Schiene setzt Neben dem fähigen Spencer Thomas brilliert auch der großartige W. C Clark als Gast-Vbkalist auf zwei der besten Tracks.

Exakt 50 Jahre nach seinem bahnbrechenden „Okie Dolde Stomp“, kehrt die Legende CLARENCE „GATEMOUTH“ BROWN mit „Gate Swings“ (Verve/Motor) zur Big-Band-Besetzung der Anfangsjahre zurück. Das funktioniert natürlich schon, zumal Vielseitigkeit auch hier die Trumpfkarte des Texas/Louisiana-Grenzgängers bleibt. Doch vieles klingt zu clean, reicht an die coole Hitze von einst und „Caldonia“ nicht heran. Die x-te Auflage von Ellingtons „Take The A-Train“ oder Basies „One O’Clock Jump“ mußte vielleicht auch nicht sein.

Was ein Hank Shizzoe für die Schweiz, ist ein HANS THEES-SINK für Österreich: Auf Journey On“ (Minor Music) erkundet der southerner by heart gewohnt kompetent die Seelenlandschaft zwischen Country-Blues und Gospel-Soul. Die eigenen Texte sind seine Stärke nicht, doch dieses Manko kann hinter geglückten Covers und einem halbakustischen Sound zurücktreten, der der Tuba (von Jon Sass) zu der Aufmerksamkeit verhilft, die dieses Instrument auch im Roots-Bereich verdient.

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