Roy Nathanson – Fire At Keaton’s Bar & Grill

Ist sie nun wirklich abgebrannt, jene „Keaton’s Bar“, die ab „homey zone“ für alle Heimatlosen so vertraut normal wirkt, obwohl Deborah Harry hinterm Tresen steht? Hat es sie überhaupt gegeben? Von Elvis Costello werden wir’s nicht definitiv erfahren, obwohl er bei diesem Konzeptalbum der Erzähler ist. „Pissed as a fart“ singt er melancholisch rückblickend von jener schnatterkalten

Winternacht, in der „Keaton’s“ in Rauch aufging – und lässt doch offen, in wie weit er Legenden verbreitet Ein stimmungsstarkes „Barmusik“-Konzept vom Altsax spielenden Mitbegründer der Jazz Passengers: Roy Nathanson hat seine flammable Suite nicht brandaktuell, aber illuster besetzt Als Königin des Barhocker-Paradieses singt Nancy King, die mit dem Oregon-Bassisten Glen Moore zwei unwiderstehliche Duo-CDs aufgenommen hat, mit Kenny Washington rasend schnelle Melodielinien im Vocalese-Stfl, bei dem Instrumentalimprovisationen nachträglich betextet werden. Für Elvis Costello, schon 1996 Gast der letzten Passengers-Vferöflendichung, gibt’s maßgeschneiderte Balladen und Funk-Rockiges. Richard Butler von den Psychedelic Fürs erweist sich als potenzieller Brandstifter („Pour gasoüne all over this dreams“) und passt für den an Carla Bley erinnernden Tango „Last Call“ bestens in jene Rolle, die bei Carla Jack Bruce spielt Der „Mighty Burner“ (!) Charles Earland heizt an der Hammond B3 dem in Tieflage gegen die Rauchschwaden anhupenden Bläsersatz der Passengers ein. Hört sich begrenzt chaotisch an, obwohl Roy die Musik „so konstruiert hat, wie ein Feuer aussieht“. Und dann sind da noch Gastgitarristen wie Marc Ribot oder David Gilmour, der barpianierende Jazz-Musiker Cyrus Cestnut – und eine Deborah Harry, die sich nicht entscheiden mag zwischen Erzählen und Singen. Aber das tut sie gewohnt souverän.

Charmant intim sind Roy Nathansons nostalgische Bar-Szenen aus der jiddischen Welt geraten, wunderbar sentimental, ohne ins allzu Weinerliche abzurutschen. Der Altsaxofonist mit dem Talent, nicht einfach Soli zu spielen, sondern dabei tragikomische Geschichten zu erzählen, hat sich mit seiner „Feuermusik“ auf klassisches Costello-Terrain gewagt und gewonnen – nicht nur, weil Elvis persönlich die Hauptrolle übernahm in Roys Fast-schon-ein-MusicaL

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