Serie der Woche: „Alien: Earth“
Die neue Disney+-Serie "Alien: Earth" ist schwer einzuordnen, aber doch ein großes Vergnügen.
Ein Rettungstrupp irrt durch dunkle Gänge. Das Licht flackert nervös, irgendwo knarrt, piepst und tropft es immer. Säure frisst sich durch Stahlwände. Hinter jeder Ecke scheint ein bestialisches Gemetzel zu lauern – sei es in den engen Schlafkojen eines Raumschiffs oder bei einer Rokoko-Kostümparty, die gerade in einem Hochhaus gefeiert wird. In dieses Hochhaus ist soeben ein Raumschiff gestürzt – mit außerirdischen Gästen an Bord. Wer dabei noch ruhig auf dem Sofa sitzen bleibt, ist wohl abgehärtet. Alle anderen: Willkommen im „Alien“-Universum! Noah Hawley („Fargo“, „Legion“) bildet in „Alien: Earth“ stimmig die Atmosphäre von Ridley Scotts „Alien“-Meisterwerk aus dem Jahr 1979 nach.
Wer allerdings nicht schon komplett von den virtuos inszenierten Schockeffekten und der fiesen Suspense-Dramaturgie verstört ist, der dürfte beim Versuch verzweifeln, diese Serie in die Timeline des „Alien“-Franchises einzuordnen. Wahrscheinlich hätte es geholfen, sich vorher die vier Original-, zwei Crossover- und zwei Prequel-Filme sowie das Spin-off „Alien: Romulus“, das 2024 ins Kino kam, anzuschauen.
Aber auch so fühlt man sich sofort wieder wunderbar unwohl in dieser „Alien“-Welt, wenn Wendy (Sydney Chandler), ein Mädchen, dessen Bewusstsein in einen erwachsenen Roboter-Körper gepflanzt wurde, in dem gestrandeten Raumschiff nach ihrem Bruder Hermit (Alex Lawther) sucht, und es dabei gleich mit mehreren Alien-Rassen aufnehmen muss. Und ähnlich wie bei der Zombie-Serie „The Walking Dead“ stellt sich auch bei „Alien: Earth“ nach und nach heraus, dass manchmal die Monster, die da im Dunklen lauern, gar nicht wirklich die größte Bedrohung sind, sondern dass die Menschen – in diesem Fall konkurrierende Konzerne, die die Welt unter sich aufgeteilt haben –, die eigentlichen Monster sind. (Disney+)