Short cuts

The Dickel Brothers – Volume Two (Empty)

Archaischer Americana-Folk ohne billige Ironie. Dort, wo die Depression am härtesten zuschlug in den Dreißigern, wurde so oder ähnlich musiziert Mit Banjo, Fiddle, Mandoline, Gitarre, Bass und Waschbrett Dabei ist Empty Records ein Punk-Label in Seattle, und die Dickels sind gewiefte City-Boys aus Portland, Oregon. Ein Widerspruch? Nicht in puncto Feuer und Rasanz, ein dialektischer nur in Sachen Material und Instrumentation. Old Timey Music, zeitlos die lästerlichen Fabeln und Moritate aus dunklen Tagen. Wie schon auf „Volume One“ gibt es auf der Vinyl-Ausgabe Extra-Tracks, darunter eine grantige Version des George-Jones-Klassikers „Ragged But Right“, des Familien-seligen Happy Ends beraubt. 4,0

Kasey Chambers – The Captain (VIRGIN)

„Well I never lived through the great depression“, hebt die hübsche Kasey eingangs an, aber: „sometimes I feel as though I did.“ Dieser Stimme nehmen wir das ab. Sie kennt den Blues, bricht und bebt aufs Attraktivste. Die Songs sind glaubwürdig, voller kleiner Begebenheiten und Erinnerungen. Was „The Captain “ indes beinahe zum Kentern bringt, ist die klinische und allzeit berechenbare Produktion. Risse werden übertüncht und digitalistisch drapiert Schade, denn die Australierin singt so glutvoll, als käme sie aus Kentucky oder Tennessee.3,0

Beth Hirsch- Early Days (Studio K7)

Vom „NME“ über Gebühr verrissen, birgt das herb-akustische Debüt-Album der Songwriterin aus Florida durchaus Momente der Innigkeit und Intimität. Und das trotz preziöser Lyrik, supersensibler I-am-woman-Intonation und einem Backing, das zusätzlich verzärtelt. „The curse of Jewel“ wähnt der „NME“ am Werk. Was zwar stimmt, so schlimm aber nicht ist. 2,0

Rick Vito- Lucky Devils. (Hyptertensions/Edel Contraire)

Zu den zufriedenen Kunden des Session-Gitarristen gehören immerhin Jackson Browne und Bonnie Raitt, mit Roger McGuinn betrieb er die Band Thunderbyrd, und bei Fleetwood Mac sprang er ein, um Lindsey Buckingham zu ersetzen und den havarierten Rock-Frachter zurückzubugsieren in sichere Blues-Gewässer. Kein Problem, denn für Rick Vito kommt Kunst von Können. Und Können, Boy, das kann er. Wie Peter Green spielen beispielsweise. Oder wie Robert Cray singen. Blues-Rock, gepflegt 2,0

El Rayo-X Live!! (Ulftone/Edel Contraire)

Erst jüngst war sie wieder live zu bewundern, die fulminante Saiten-Akrobatik eines anderen, ungleich wichtigeren Sidekicks von Jackson Browne: David Lindley. „Live“ dokumentiert kalifornische Gigs der späten Achtziger, zwischen synkopiertem Rock’n Roll, Bottleneck-Cajun-Stomps, Dub-Folk, Reggae-Grooves und einem Cover von Buddy Hollys „Rave On“, das gen Ende freilich nur noch Alibi ist für eine frenetische Slide-Attacke. Die Sorte, an der sich mindere Gitarristen aufgeilen, das Antlitz verzerrt, Beifall heischend. Für Lindley eine seiner leichteren Übungen, die er sitzend bewältigt und milde lächelnd. 3,0

The Grip Weeds _ The Sound Is In You (Twang!/Swamp Room)

Doppel-LP, Foldout-Cover, 45 R.P.M.! Exzellenter Klang mithin und stilsicheres Design. Vorzüge, die bereits in anderen musikalischen Zusammenhängen einen erheblichen Unterschied machen, in der Welt des Psychedelic Pop aber einen ums Ganze. Nicht dass sich die Grip Weeds aus New Jersey darauf reduzieren ließen. Ihr Sound hat Elemente des amerikanischen Folk-Rock wie des britischen Mod-Pop. The Byrds und The Who sind Band-Paten, doch auch Powerpop der Mitch-Easter-Schule klingt durch, „Inca“ gar kommt gar spacey, „We’re Not Getting Through“ mäandert im Moody-Blues-Kontinuum, und das überaus gelungene Neil-Young-Cover „Down To The Wire“ setzt auf satte Riffs und Sixties-Schlaufen. Feiner Trip. 3,5

Spo-Dee-O-Dee – Nite-Out In Coolsville (Part/Rockin‘ Rollin’Products)

Im Energie bündeln und Coolness konservieren zu beachtlicher Meisterschaft gebracht hat es das Berliner Rockabilly-Trio Spo-Dee-O-Dee. 14 Tracks, verteilt auf eine 12inch LP und eine 7inch EP, sämtlich hochexplosiv gespielt und in stilvollen Covers feilgeboten. Neben eruptiven Boppern und Carl Manns Highschool-Pop-Song „Foolish One“ findet sich auch Stoff zum Schwofen. Johnny Carrolls Rock-A-Ballad „Bandstand Doll“ und die Hillbilly-Groteske „A Too Fast Rast“ von Picker-Gott Merle Travis, adäquat flattrig gesungen von Andy Warner. Dessen Originale sich dazwischen gut behaupten. 3,5

The Flaming Stars – The Six John Peel Sessions (BBC/Vinyl Japan)

Die Flaming Stars in den heiligen Hallen der BBC, zu Gast bei seiner Hochwürden John Peel zwischen 1995 und 1999. Live also, aber ohne Publikum. Visuelle Show-Elemente entfallen, die Band vermag ihre Konzentration allein auf die Musik zu lenken. Ein optimales Biotop mithin für die Nachtschattengewächse der Psycho-Gärtner von Londons Unterseite. An Reverb wird nicht gespart, die Gitarren scheren sich nicht um Grenzen des guten Geschmacks, die Orgel wimmert wie aus der Pendelgrube, und die Songs berichten von Irrsinn, Angst und unheimlichen Begegnungen. 3,5

Giant Robot – Crushing You With Style (Clearspot/EFA)

Giant Robot sind Finnen, legen jedoch Wert auf die internationalistischen Aspekte ihrer Musik aus allerlei Apparaten, aber auch aus akustischen Instrumenten wie Banjos und Flöten. Der Drummer, das ist entscheidend, ist ein Mensch. Weshalb selbst die maschinellsten Beats noch swingen und die gröbsten HipHop-Grooves nicht allzu mechanisch klotzen. Eine Fun-Platte, leichtgewichtig, nicht leichtfertig. Und nicht ohne Humor. Von der süffisanten Art. Siehe das 36-Sekunden-Nichts namens „Swedish Shit“. Oder der sarkastische, beinahe boshafte Einsatz des Bristol-Sounds in „Circus In Cirkus“. Oder die Dire Straits-Paraphrasen in, genau, „Dire Straits“. Kurzweilig. 3,0

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