Stefan Grossman – Those Pleasant Days
Niemand hat je davon gehört, daß John Fahey, Ry Cooder oder Jorma Kaukonen irgendwann Lehr-Material mit Titeln wie „Fingerpicking Guitar Techniques“ oder „How To Play Ragtime Guitar“ in Form von Vinyl-LPs veröffentlicht hätten. Derlei akademischen Ehrgeiz entwickelten die nie.
Der aus Amerika nach England emigrierte Gitarrist Stefan Grossman, im zarten Teenager-Alter Fan von Woody Guthrie und Big Bill Broonzy, auch und vor allem ein gelehriger Schüler des großen Reverend Gary Davis, sah das anders. Nämlich solche LPs als durchaus ehrenwerte Form des Broterwerbs. Er fühlte sich in der Rolle des Lehrmeisters auch wohl und sah sich ganz sicher nicht als überheblichen Großkotz, als er dem „Guitar“-Magazin 1975 erklärte, er versuche nachgeborenen Gitarristen die Wurzeln amerikanischer Folk Music in ähnlichem Sinn zu vermitteln, wie das Segovia vorher bei klassischer Gitarre getan habe.
Oder Akademismus war tatsächlich nie sein Ding, wie diese Doppel-CD – eine hervorragende Auswahl von 44 Aufnahmen aus den acht Transatlantic-LPs beweist. Schulmeisterliche Belehrung schon gar nicht. Was unter anderem nicht zuletzt damit zusammenhing, daß er sich auch dann noch als lernwillig und bildungsfähig verstand, als er es längst zum Virtuosen auf allen akustischen Gitarren gebracht hatte.
Es macht einfach Spaß, da einem Meister bei der Arbeit zuzuhören. Und es sind nicht nur oder gar allein die Solo-Kabinettstücke, die solches Vergnügen bereiten. Für sein zweites Transatlantic-Album „The Ragtime Cowboy Jew“ hatte er eine feine, handverlesene Mannschaft engagiert, nämlich Linda Peters (später Thompson), Peter Bardens (Camel, Piano) Bernie Holland (Jody Grind, E-Gitarre) und für „A Pretty Little Tune“ Fotheringay einschließlich Sandy Denny.