Steve Schapiro :: ‚Taxi Driver‘ – Das blutige Märchen von New York: Steve Schapiros Aufnahmen von Martin Scorseses ‚Taxi Driver‘.

Wo heute Disney residiert, lief einem 1976 Travis Bickle über den Weg. Mit seinem Taxi fuhr der Vietnamveteran durch Manhattan, über den Times Square und die Lower East Side. Bickle ist ein Überzeugungstäter mit gestörter Wahrnehmung. Einer, der nicht verstehen kann, dass seine Angebete zum ersten Date nicht mit ihm in ein Pornokino will; und der später ein Blutbad unter Zuhältern anrichtet um ein Mädchen zu retten. New York City, heute die sicherste Großstadt der USA – und laut vieler Reiseführer „auch nicht weniger gefährlich als Berlin“ – war in den Siebzigern der Ort, in dem einem nachts alles zustoßen konnte; die Stadt, in der, sobald es dunkel wird, andere Bewohner die Straßen bevölkern.

Ein nervöses Stadtporträt ist Regisseur Martin Scorsese mit „Taxi Driver“ gelungen, das zweite Gemeinschaftswerk mit den Hauptdarstellern Robert De Niro und Harvey Keitel; alle drei arbeiteten bereits bei „Mean Streets“ (1973) zusammen. Im Verbund mit Drehbuchautor Paul Schrader schufen sie das brutale Märchen des in seiner Heimatstadt ins Bodenlose fallenden Kriegsheimkehrers, der, trotz aller Irrungen, am Ende von den Medien als Held dargestellt wird. Eine perfekte Satire, zu Recht als Scorseses bester Film gefeiert.

Am Set dabei war Steve Schapiro. Zuvor dokumentierte der Fotograf bereits die Dreharbeiten von Francis Ford Coppolas „The Godfather“. „Taxi Driver“ (Taschen), endlich auch für den schmaleren Geldbeutel erhältlich (die Vorab-Editionen von Taschen kosten immer etwas mehr, oder: sehr viel mehr als etwas mehr), enthält neben bekannter Filmstills auch viele Privataufnahmen aus Schapiros Archiv.

Und was für ein ästhetischer Film „Taxi Driver“ doch ist. Die Fotostrecken verdeutlichen einmal mehr, dass diese Stadt voller Menschen ist, die zu keiner Zeit dieselbe Sprache sprechen. Etwa die Szenen, in denen der von Harvey Keitel gespielte Zuhälter Sport (der Rapper Snoop Dogg wird mehr als zwanzig Jahre später seinen Pimp-Look an diese Figur anlehnen) gemeinsam mit der Lolita-Hure Iris (Jodie Foster) abgebildet ist. Oder etwa Fosters Momente mit Robert De Niro, der im Undercover-Style mit Flanellhemd, blitzsauberem weißen Shirt und Aviator-Sonnebrille ein bisschen zu bemüht unauffällig auftritt.

 Außerdem enthält das Buch eine sehr detaillierte Bilderreihe des Massakers am Ende des Films, die die Make-Up-Leistung der Filmemacher entsprechend würdigt.

Die den Fotos vorangestellten Interviews mit Scorsese, Paul Schrader und De Niro drehen sich um die Entstehung von „Taxi Driver“ – lesenswert sind sie vor allem deshalb, weil das jüngste Gespräch auf 1990 datiert, der 1976 gedrehte Film daher noch nicht so stark mit Nostalgiegefühlen betrachtet wird. Was einzig fehlt, ist ein Interview mit dem wichtigsten Mann des Buchs: Fotograf Steve Schapiro.

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