Texas Tornadoe – 4 Aces :: Reprise / WEA

Doug Sahm ist die Bodenständigkeit in Person und eine Seele von einem Mann. Mehr als 40 von seinen 55 Lebensjahren hat der Grantler aus San Antonio damit verbracht, Platten zu machen, die mehr über Texas zu erzählen wußten als jeder Almanach. Und wenn das mal nicht genug Geld zum Leben einbrachte, wenn mal Flaute war, konnte man ihn im Hinterzimmer von Antone’s Record Store in Austin antreffen, wo er beim Packen half und nebenbei die unwahrscheinlichsten wahren Geschichten zum Besten gab.

Nicht weniger verwurzelt in der TexMex-Tradition sind Augie Meyers, mit dem Sahm das Sir Douglas Quintet betrieb; Freddy Fender, welcher als mexikanischer Rock’n’Roller Baldemar Huerta mit dem Gesetz in Konflikt kam und später von Sahm an Huey P. Meaux vermittelt wurde, der für ihn Millionen-Seiler produzierte; und Flaco Jimenez, der seine Musik Garagen-Conjunto nennt, mit seinem Akkordeon aber vielverehrter und hochbezahlter Gast in den Studios der Welt ist. Ihr gemeinsames Idiom ist die Border Music, eine meist wilde Mixtur aus Blues und Country, Soul und Rock’n’Roll, Western Swing und Polkas, die bei Bedarf noch angereichert wird mit Musikstilen von jenseits der texanischen Grenze, mit Mariachi-Klängen und Cajun-Pop. Drei Jahrzehnte lang kreuzten sich die Wege der vier lokalen Legenden, bis ein gewiefter Manager, womöglich vom Erfolg der Highwaymen geblendet, die Idee von der TexMex-Supergroup gebar.

Das war vor sechs Jahren, und seither tragen die Galionsfiguren der Grassroots-Music tapfer ihren Mythos zu Markte. Mit Altmeister Huey P. Meaux an den Controls hätte das Projekt einen Twist bekommen können und eine gewisse Tiefe, doch der sitzt im Knast und muß sich wegen sexuellen Mißbrauchs von Kindern verantworten. Die erste Texas Tornados-LP, 1990 von Bill Halverson produziert und auch in einer zweiten, spanischen Version erhältlich, war solide, ließ aber nur stellenweise aufblitzen, zu welcher Fulminanz diese alten Compadres sich noch aufraffen können.

Auf „4 Aces“ gelingt das noch seltener, obwohl mit Jim „Mr. Memphis“ Dickinson ein As an den Reglern sitzt, das oft genug gestochen hat Als einziger Trumpf entpuppt sich der Title Track, ein von Doug Sahm dramatisch inszenierter Western-Shuffle mit autobiographischen Anklängen und rätselhaftem Namedropping: „Willie“ und „Zimmy“ kennen wir wohl, doch wer ist „Grateful Fred“? Meisterhaftes Handwerk und professionelle Einstellung sind auch für ausgewiesene Asse halt nicht genug.

Underachievement, aber auf hohem Niveau.

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