The Autumn Defense :: Once Around

Nostalgischer Pop von den Wilco-Musikern Stirratt und Sansone

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, um die popkulturelle Bedeutung George Harrisons zu manifestieren, so ist er hiermit erbracht. Über dem vierten Album von The Autumn Defense schwebt der Geist von „All Things Must Pass“. Gleich das erste Stück, „Back Of My Mind“, ist eine federleichte Beatles-Anleihe mit wunderbaren „My Sweet Lord“-Bottleneck-Gitarren, die ganz ähnlich auch auf dem letzten Wilco-Album zu hören waren. Kein Wunder, ist The Autumn Defense doch das Projekt der beiden Wilco-Akteure John Stirratt und Pat Sansone.

Das Jahr 1970 gilt ihnen hier als Dreh- und Angelpunkt für zarte Folk- und Country-Ausflüge. Mal werfen sie – wie in „Huntington Fair“ – einen Blick zurück ins Jahr 1965, zu den Byrds und „Turn Turn Turn“, ein andermal schauen sie nach vorn, circa Big Star 1972, wie im schwelgerischen Power Pop von „Tell Me What You Want“. Wer bei Wilco-Konzerten an Stirratts beseeltem Background-Gesang Freude findet, kann sich an „Allow“ laben. Ausgerechnet der Titel-Song dümpelt etwas dröge dahin und nervt mit pseudo-psychedlischem Kopfstimmengeleier. „The Swallows Of London Town“ und „Step Easy“ sind melancholietrunkener und beliebiger – als hätten die späteren Jayhawks unter der Ägide von Gary Louris Pate gestanden. Mit der traumwandlerischen Stilakkuratesse und der Morgentaufrische der ersten Hälfte kann Seite zwei leider nicht mithalten. „Once Around“ endet dennoch tröstlich mit „There Will Always Be A Way“, das an The Band von „Stage Fright“ erinnert – wiederum auf das Jahr 1970 datiert.

Ein Redakteur dieses Magazins warnte jüngst davor, sich nicht vom akustischen Wohlklang, Flötengezirpe und Streicherarrangements der Autumn Defense blenden zu lassen. Zu spät allerdings. Auf „Once Around“ sind einige täuschend echte Pop-Juwelen versteckt. (Yep Roc/Cargo) Max Gösche

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