The Conversation :: Zurück zu den Anfängen: Rockpop ohne Sperenzchen
Das führe man sich mal vor Augen: Die Schotten von Texas haben weltweit mehr Alben verkauft als der gleichnamige US-Bundesstaat Einwohner zählt! Die Erfolgsgeschichte hätte allerdings fast ein jähes Ende gefunden: Im September 2009 erlitt Ally McErlaine eine massive Hirnblutung und lag drei Monate im Koma. Erst verblüffte das einstige Gitarren-Wunderkind alle Ärzte, indem es nicht nur überlebte, sondern auch gesundete – dann wurde es gar zur treibenden Kraft, dass seine Band doch noch ihr Silberjubiläum feiern kann. Und wie Ally erst wieder hatte lernen müssen, wie man sich eine Tasse Tee bereitet, bevor er zur Gitarre griff, so drückten auch Sängerin Sharleen Spiteri und ihr Co-Autor und Bassist Johnny McElhone die Reset-Taste.
Zurück zu den Wurzeln, zu den Anfängen von „I Don’t Want A Lover“, back to basics. Keine überambitionierte Sperenzchen: Also keine Neuerfindung der Band als Soul-Act, keine HipHop-Kooperation, keine Titel aus der Hitmaschinerie von Gregg Alexander. „Be True“ – so lautet programmatisch ein Titel auf dem nunmehr achten Album, und Texas verkörpern wieder haargenau die Band, für die jene „Pop/Rock“-Fächer der Plattenläden erfunden zu sein schienen. Schön, beim Titelsong aufs Neue diese Slide-Gitarre zu hören!
Ein bisschen Hilfe von außen gab es dann doch. Wer aber zweifelt, dass jemand wie Richard Hawley sich nicht ohnehin bereits wie ein Bruder im Geiste fühlte? Der gemeinsame Surf-Walzer „I Will Always“ zeichnet sich als der beste Track ab, den Sheffields Rock’n’Roll-Nostalgiker nicht selbst singt. Elvis würde weinen!
Auch wenn Texas mit einem Fuß schon mal gern in seichtes Gewässer geraten wie beim Bubblegum-Rock von „Detroit City“ – lange, lange hat man sie nicht mehr so frisch und beseelt erlebt. Texas -nach wie vor die unschottischste Band zwischen Glasgow, Edinburgh und Dundee. Und das ist längst nicht mehr als Kritik gemeint.(PIAS/Rough Trade)