The Cooper Temple Clause – Kick Up The Fire, And Let The Flames Break… :: BMG

Sie sind die Radiohead, die in sexuellen Fantasien mitspielen dürfen. Sie sind die Oasis mit Abitur. Und obwohl das im Prinzip Komplimente wären, werden Fans der Cooper Temple Clause die Vergleiche speiend ablehnen, weil diese Band doch von dem Ruf lebt, unvergleichlich zu sein.

Falls Sie The Cooper Temple Clause trotz der großen Worte noch gar nicht kennen, ist das weder schlimm noch ein Wunder. Das erste Album „See This Through And Leave“ vom Frühjahr 2002 hat der kleinen Indie-Rock-Armee aus Reading nur langsam und rückwirkend Ruhm gebracht: Sie wurde (wie ganz am Anfang Blur) dem Kreis der Langweiler zugerechnet, die wie hyperaktive Hunde nur spielen wollen. Bis unbeirrte Zuhörer merkten, dass die Clause nur deshalb keinen Smash-Hit hatten, weil in ihrer Musik mehr interessante Sachen vorfallen, als man in dreieinhalb Minuten Radiozeit runterschlucken kann.

Genau dieser Umstand verhindert aber auch beim zweiten Album (nach einem Gedicht von Philip Larkin betitelt) das beseelte Mitsingen und den endgültigen Spaß. Obwohl alle sechs Musiker mitkomponieren, präsentieren die Coopers nur ganz selten ein Fetzchen memorierbare Melodie – am ehesten im Song „New Toys“, der mit E-Piano und Rhythmusautomat beginnt, kurz in gellenden Gitarrenrock hinüberfärbt (U2? Natürlich Radiohead!), mit verwunschenen Geigen und einem Breakbeat zur nächsten Strophe fuhrt, sich am Schluss in Synthesizerfurzen, Feedback und ein Motiv zerfasert, das klingt, als höre man beim Ertrinken zur Winterszeit ein Klavier durch die Eisdecke.

Die Violine, mit einem Wolfschwänz gestrichen. Die verzerrte Gitarre wie ein Monster, das die Treppe hochkommt Ein Roboter, der Mundharmonika spielt Rasselnde Lungen, Techno-Beats aus dem Sanatorium, gruslig gedoppelter Gesang, lauter feel-unwell-Hits. The Cooper Temple Clause sind schon meistens konkreter, liedorientierter, aggressiver und vor allem weniger pathetisch als Radiohead auf „Kid A“, aber da sind Analogien: Die Band bemüht sich, möglichst nicht wie eine Band zu klingen. Die albernen Saufköpfe spielen – als Brit-Popper verkleidet – den griffigsten Art-Rock, den es derzeit zu greifen gibt. Am Ende ist das etwas mehr Musik, als ihre eigenen Ideen wirklich hergeben.

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