The Court And Spark Hearts
The Court & Spark sind Traditionalisten. Sie lieben The Band, Gene Clark und Townes van Zandt, Gene Parsons spielte auf ihrem zweiten Album mit, und Linda Thompson sang auf einer ihrer EPs. Aber The Court & Spark sind keine Roots-Fetischisten, sie ordnen sich der Tradition nicht unter, stellen vielmehr neue Verknüpfungen her und werfen Althergebrachtes in gänzlich neue Kontexte.
Als wollten sie gleich zu Beginn alle Alt.Country-Vorurteile aus dem Weg räumen, beginnt ihr neues Werk „Hearts“ mit einer Synthie-Textur, die klingt wie ein sich warm spielendes Orchester, ein rustikales Riff schließt an, und Sänger M.C. Taylor lässt den Soul in seine Stimme fahren: „Let’s get high, let’s get high, let’s get high -just you and me.“ Wenn sich schließlich die Steel-Gitarre und ein kurzes, an Wilco erinnerndes akustisches Intermezzo gegen die dezenten Bläsersätze stellen, ist die Band wieder auf der Spur, die sie mit den letzten drei Alben gelegt hat, mischt Americana und Ambient, Pop und Pathos, Dub und (Ernest) Tubb.
Der verhältnismäßig helle, Pop-affine Sound vom letzten Album „Witch Season“ ist einer schummerigen, traumverlorenen Atmosphäre gewichen. Das kommt Taylor, der sich stimmlich meist irgendwo bei Jay Farrar aufhält, sehr entgegen. „I meant what I said / When I said „Who cares?“ Ein Meister der Lakonie ist er also auch noch. Und nicht nur das erinnert an Kurt Wagner, denn wie Lambchop lieben auch The Court & Spark das Uneigentliche, lassen ein schleppendes Southern-Rock-Stück wie „Capaldi“ in einer Art Fusion auslaufen, die sie an das atmosphärische Instrumentalstück “ A Milk White Flag“ andocken. Darauffolgend drehen sie das spröde „Berliners“ vom Goth-Countryesken in Richtung Adult Contemporary Rock, lassen die mild ironische Ballade „High Life“, bei der Jason Molina die zweite Stimme gibt, in eine frei improvisierte Coda münden, die auch auf Wilcos „A Ghost Is Born“ ihren Platz hätte haben können, und schmuggeln die Elektronik-Collage „Gatesnakes“ ein.
Vor allem an Lambchops „Damaged“ und das dunkle erste Album des Wilco-Nebenprojekts Loose Fur fühlt man sich hier in den besten Momenten erinnert. The Court & Spark sind halt Traditionalisten und stehen neben Werken wie diesen in einer Tradition, die immer Tuchfühlung zur Gegenwart hat.