The Cruel Sea – Over Easy

Sie sind wieder zurück. Der Ausflug in den R&B-Sumpf des US-Südens ist schon beendet, nach einem Album auf dem The Cruel Sea in ihren besten Momenten – und davon gab’s 1995 nicht wenige auf „Three Legged Dog“ – als Stripschuppen-Reinkarnation von Booker T. 8C The MG’s brillierten. „OverEasy“ setzt wieder auf Klangfarben und Rhythmen, die ihren Ursprung in der Karibik und vor allem auf Jamaika haben. Diese Vibes klingen kaum traditionalistisch, doch die etatmäßigen Cruel Sea-Hörer haben aber auch keine allzu destruktiven Attacken zu gewärtigen.

Das geht diesmal eindeutig zu Lasten des Gesamteindrucks. „OverEasy“ entfaltet nicht den suggestiven Sog des Vorgängers, zerfällt stärker in seine Einzelteile und technologische Spielereien. „Youll Do“ könnte von den Stones auf Off-Beat-Trip sein, „Takin‘ All Day“ und „Welcome“ sind Pop-Reggae der unpeinlichen Art, „Only Falling Water“ tröpfelt sacht auf Dub-Terrain, „The Charmer“ und „Dth Floor“ sind die stringenten Instrumentals mit Titelmelodie-Appeal, die The Cruel Sea merkwürdigerweise noch nicht als Soundtrack-Lieferanten etabliert haben. Und in „Hard Times“ darf sich ein sonst eher milde gestimmter Tex Perkins denn auch mal richtig hart gerieren.

So erfüllt „Over Easy“ durchaus Erwartungen, nimmt sich aber auch die eine oder andere Freiheit. Wie die schwermütige Akustik-Gedenkminute „This Time Of ear“, die mit ihren elegischen Streichern nur am Schluß eines Albums stehen kann, das von seinen Grooves lebt, zuweilen aber auch darunter leidet. Wuchtig und schleppend, vertrackt und filigran: PR-WaschzetteL, die unverdrossen behaupten, die kämen „bei ihnen aus dem Bauch heraus“, die Grooves, sollten trotzdem nicht mehr gedruckt werden dürfen. 2,5

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