The Diving Board :: T Bone Burnett produzierte behutsam die gravitätischen Songs
Wenn man die Texte von Bernie Taupin liest, kann man sich oft gar nicht vorstellen, dass Elton John sie tatsächlich singt. Man hat keine Ahnung, worum es geht. Aber Elton singt nicht nur die Wörter, er singt verblüffende Melodien und spielt anmutig Klavier dazu, er steigert die Dramatik, obwohl der Text distanziert bleibt, er verwandelt eine kleine rätselhafte Erzählung in etwas Unvergessliches. „Oceans Away“, zum Beispiel, berichtet von alten Leutchen, von Sternen und Gräbern, über die der Wind weht, Ozeane entfernt.“Those who flew and those who fell“ und „a little wooden cross“: Bernie Taupin erzählt offenbar von den toten und den letzten überlebenden Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Und Elton John singt.
Bei „The Diving Board“ ist manchmal zu hören, welche Kunst das ist. Ob T Bone Burnett, der begehrteste Produzent unserer Zeit, die Mikrofone neben den Pedalen aufgestellt hat oder im Inneren des Flügels? Spielte Elton in einer Kabine aus Kork? Das Wesentliche von Burnetts Arbeit ist stets die Reduktion auf atmende Instrumente, alte Werkstoffe, Organisches. Oft lässt er Elton John einfach spielen, das ist am besten. Manchmal kommen Bass, Percussion und Keyboards hinzu, selten ein Cello, ein Chor oder Bläser. Das ist meistens schon zu viel.
Es ist immer noch wunderbar, diesem Mann zuzuhören, den drei Interludien unter dem Titel „Dreams“ und den großen Balladen von der Fremde und vom Heimkommen. Man muss ihn vom Kitsch abhalten. Die Stücke sind getragen, gravitätisch, feierlich – auch T Bone Burnett hat daran nichts geändert. „Ein Song von Elton John muss melancholisch sein“, sagte Elton John einmal. Und melancholisch sind seine Lieder auch diesmal. (Universal)