The Flood And The Mercy :: Der Ex-Live-Sänger verpasst seinen Eso-Songs einen Energieschub
Ed Kowalczyk hat einmal, auf „Throwing Copper“ seiner Alternative-Rock-Band Live, alles richtig gemacht. Da schrieb er unfassbar mitreißende Songs -„I Alone“! „Selling The Drama“!“Lightning Crashes“! -, sang sie mit überzeugendem Pathos und einer Band im Hintergrund, die aus dem wuchtigen Material keinen banalen Pomp machte, sondern einfach ein mächtiges Rockalbum. Produzent Jerry Harrison (Talking Heads) hatte sicher auch seinen Anteil daran.
19 Jahre ist das her, ein paar schöne Lieder sind dem Amerikaner seitdem noch eingefallen, aber kein durchgehend gutes Album -weder mit Live noch danach. Das Solodebüt „Alive“(2010) klang zäh wie eine Jesuslatsche, seine esoterischen Anwandlungen waren eher nervig als erleuchtend. Jetzt also „The Flood And The Mercy“. Flut und Gnade: Darunter macht er es halt nicht. Auf dem Cover trifft den Glatzkopf ein Wasserschwall, er guckt gänzlich ungerührt. Ed Kowalczyk, soll das wohl heißen, kann nichts umwerfen. So kennen wir ihn, den selbstgerechten Sinnsucher.
Aber wenigstens hat er wieder gute Melodien und ordentliche Begleitung! Einige Gitarrenparts kommen von Peter Buck und Scott Mc-Caughey, die sich schon bei R.E. M. und The Minus Five perfekt ergänzten. Das Seelchen Rachael Yamagata schaute auch im Studio vorbei. Aber natürlich lässt sich Kowalczyk nicht die Butter vom Brot nehmen und bleibt der Dreh-und Angelpunkt, der straighte Rocksongs wie „The One“ oder „Parasite“ genauso heimsingt wie das angepfiffene „All That I Wanted“ oder das desolate „Bottle Of Anything“.
Die dramatischen Balladen sind diesmal allerdings deutlich in der Unterzahl, Kowalczyk hat offensichtlich wieder mehr Spaß an härteren Sounds und der guten alten Schnell/Langsam-und Laut/Leise-Dynamik. Das hat er nicht verlernt -weshalb man großzügig über metaphysisches Gewäsch wie „Holy Water Tears“ oder „Supernatural Fire“ hinwegsehen sollte. Er kann halt doch auch anders. (V2 Benelux/H’Art) BIRGIT FUSS
Joseph Arthur