The Go-Betweens – Bright Yellow, Bright Orange :: Clearspot / EFA

Kürzlich auf die Einordnung des brillanten Comebacks „The Friends Of Rachel Worth“ von 2000 in das Gesamtwerk der Go-Betweens angesprochen, bemerkte Robert Forster knapp: „Sie ist ein bisschen wie ‚Tallulah‘ – nur besser.“ Keine schlechte Einschätzung, denn beide Alben waren in ihrem Erscheinungsjahr jeweils zeitgenössische Popproduktionen. Und wenn man von (fast) allen anderen Go-Betweens-Alben eines nicht sagen kann, dann, dass sie sich an einer nicht von ihnen selbst aufgestellten Zeitrechnung orientieren. Diese Band hat ihre eigene Zeit.

„Bright Yellow, Bright Orange“ ist ein Album des Aufbruchs, der Bewegung, der Vergegenwärtigung. Gleich im ersten Song, „Caroline And I“, nimmt Robert Forster uns mit ins Frühwerk, oder besser: Er bringt das Frühwerk zu uns. „The first time you left home on your open/ Hey, I knew/ A little bit of you is gone when you do.“ Vom Neuanfang und den Erinnerungen, die einen verfolgen, davon handeln die Go-Betweens, von den Postern an der Wand der ersten eigenen Wohnung und vom Ende der großen Liebe. So etwa Grant McLennans „Poison In the Wall“, einer seiner schönsten Songs überhaupt. Die Angst des Erzählers zu vergessen trifft auf die Einsicht des ehemaligen Liebhabers, vergessen zu müssen.

Wie unterschiedlich die Ansätze der beiden Geschichtenerzähler Grant McLennan und Robert Forster sind, wird im weiteren Verlauf offensichtlich: Mc-Lennan erzählt, als bedürfe es einer Vervollständigung ihrer Geschichte, von „Mrs. Morgan“, die wir schon von „Sea Breeze“ und „Trapeze Boy“ aus seinen Solojahren kennen, Forster berichtet lakonisch aus dem Tagebuch eines Mädchens. Ob er das auf dem Dachboden eines alten Hauses gefunden hat oder im Schrank seiner Geliebten, bleibt offen. McLennans Furcht, seine Erzählung könne Lücken aufweisen und Forsters Faszination für das Rätselhafte, Fragmentarische ergänzen sich wie zwei Bilder eines Daumenkinos. Nicht auszuschließen, dass es sich in beiden Songs um die gleiche Person handelt.

Im zentralen Stück, „Too Much Of One Thing“, sind sie dann vereint. Forster singt einen Song über McLennan zu dessen Melodie. Besser ließe sich die wiedergewonnene Einheit dieser wundervollen Band nicht symbolisieren. Wo auf „The Friends Of Rachel Worth“ noch klare Trennungen möglich waren, läuft hier alles zusammen, die beiden „neuen“ Go-Betweens Adele Pickvance und Glenn Thompson integrieren sich bruchlos in diesen warmen, klaren und sehr direkten Sound, die Gesangsharmonien waren nie schöner.

Ein Album, das vom ersten Ton an klingt, als hätten sie aus Versehen ein Meisterwerk aufgenommen, weil sie einfach gar nicht anders können. Mit „Bright Yellow, Bright Orange“ sind die Go-Betweens wieder in ihrer eigenen Zeitrechnung angekommen.

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