The Golden Age Of American Populär Music Vol. 2 – Hard Too Get Hot 100 Hits From 1956-1965

Das goldene Zeitalter des Rock ’n Roll und der populären Musik Amerikas im Allgemeinen, das man bei Ace Records in verschiedenen Serien seit langem so hemmungslos verklärt, waren im Wesentlichen auch die Jahre vor der „British Invasion“. Die markierte für Amerikas Pop-Szene von Küste zu Küste zumindest eine kleine Weile gewissermaßen den Meteoriteneinschlag, der das Aus für die Karriere vieler Teen-Idole bedeutete und nebenbei auch das Ende der Brill-Building-Kultur einläutete. Die Jahre, die jetzt Volume 2 von „The Golden Age of American Populär Music“ dokumentiert, erlebt man einmal mehr als sehr nostalgischen Rückblick.

Damals bedienten sich deutsche Schlagerproduzenten auch gern der Vorlagen, die es in die amerikanischen Hitparaden geschafft hatten, wenn es darum ging, die Karrieren einer Caterina Valente oder eines Peter Kraus mit „eingedeutschten“ Fassungen zu fördern. Für letzteren erwies sich“Hula Love“, Buddy Knox‘ Top Ten-Hit 1957 für Roulette, als richtige Steilvorlage. Für so was wie „Go Away Little Girl“, 1962 der größte Hit von Steve Lawrence, fand sich unter deutschen Schlagersängern allerdings niemand, der das auch nur näherungsweise so groß hätte interpretieren können. Weit und breit auch niemand, dem man einen Pop-Ohrwurm wie „Secretly“ — Nr. 3 für Jimmie Rodgers – hätte anvertrauen können. (Nicht zu verwechseln mit dem Country-Idol, sondern derselbe Jimmie Rodgers, der in England mit Top Ten-Hits wie „Kisses Sweeter Than Wine“ und „English Country Garden“ damals höchst erfolgreich war.) Das mit dem „Hard to get“ im Untertitel hier darf man nicht so ganz wörtlich nehmen. Mit der ganz famosen Edelschnulze „Ginny Come Lately“ schaffte es Brian Hyland 1962 zwar nur bis auf Platz 21, war also nach dem von allen Dächern gepfiffenen „Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polkadot Bikini“ (das sich Caterina Valente dann nicht entgehen ließ) doch eine ziemliche Enttäuschung. Aber in England kam er damit auf Top 5 der Hitparade — und drei Monate später mit „Sealed With A Kiss“ auf Platz 3! So schwer ist da wirklich nicht heranzukommen. Seit sich Rhino Records mit dem Box Set „As Long As l’m Singnig“, Kevin Spacey mit seiner Film-Biografie „Beyond The Sea“ und letzthin Bear Family Records mit „Bobby Darin Rocks“ um das Vermächtnis von Bobby Darin verdient machten, dürfte auch dessen hinreißende Pop-Ballade „18 Yellow Roses“ — erster Song hier – so unbekannt nicht mehr sein.

Rarer Stoff für Kenner und Sammler ist da schon eher Betty Johnsons „I Dreamed“. Und sehr schwer aufzutreiben dürfte tatsächlich „A Very Special Love“ sein, für Johnny „I Can See Clearly Now“ Nash — damals zarte 17, aber schon ein richtiger Klasse-Crooner – ein Hit. Auch über die obskursten Aufnahmen hier informieren die Liner Notes knapp, aber erst mal hinreichend.

Ein manchmal bizarres, aber meistens doch ziemlich exquisites Vergnügen ist das innerhalb dieser Serie veröffentlichte Album „The Golden Age Of American Populär Music – The Jazz Hits From The Hot wo 195S-1966“ (3,5). Sollte irgendwer den Begriff Jazz-Hits für ein Oxymoron oder einen Widerspruch in sich selbst halten: Die gab es, wie hier vorgeführt, tatsächlich einmal! Manchmal waren es nur kleine wie „Misty“ 1966 in der Instrumentalfassung von Richard „Groove“ Holmes. Populärer machte ihn auch Clint Eastwood nicht, als er den Ohrwurm für sein Regiedebüt „Play Misty For Me“ adaptierte. Mit ausgesprochenen Pop-Qualitäten erreichten andere wie „El Watusi“ (von Ray Barretto y su Charanga Moderna). „The Girl From Ipanema“ (original mono hier die Single von Stan Getz/ Astrud Güberto), Jimmy Mc-Griffs „I’ve Got A Woman Part 1“, „The ,In‘ Crowd“ vom Rarnsey Lewis Trio oder Nelson Riddles „Route 66 Theme“ ein breiteres Publikum.

Nachträglich dürfte sich mancher doch leicht fassungslos fragen, wie es Schlagzeuger Cozy Cole, vormals Mitglied von Louis Armstrongs All Stars, 1958 allen Ernstes mit dem Instrumental „Topsy II“ auf Platz 3 der Hitparade bringen konnte. Diese Cover-Version eines Songs, den Count Basie und Band erstmals 1937 aufgenommen hatten, kann man durchaus als den so ziemlich unwahrscheinlichsten Jazz-Hit aller Zeiten betrachten. Unglaublich einschmeichelnd war dagegen die Melodie von „Cast Your Fate To The Wind“, für immer erfolgreichster Song im Repertoire des Vince Guaraldi Trio. Die Pop-Qualitäten von „Yeh, Yeh!“ entdeckte verspätet, aber dann richtig erst Georgie Farne. Das Original-Instrumental von Mongo Santamaria (hier zu hören) deutete schon Hit-Potenzial an, aber weit mehr noch die von Jon Hendncks mit Text versehene Version. Mit seiner Cover-Version derselben löste George Farne die Beatles und „I Feel Fine“ Ende Dezember 1964 an der Spitze der Hitparade ab. Schon bitter.

Aber anders als viele auf dieser CD vertretenen Jazzer blieb er damit auch kein One-Hit-Wonder!

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