This Is Lone Justice: The Vaught Tapes, 1983 :: Die ersten Songs von Maria McKees vielschichtiger Band

Von Paul Rothchild (The Doors) bis zu Glyn und Ethan Johns (die ihre Klienten von Staves bis Laura Marling klanglich ins beste Licht rückten) gibt es eine lange Tradition von Produzenten, die sich bleibende Verdienste erwarben. Was man von Jimmy Iovine im Fall von Lone Justice nicht unbedingt sagen kann. Den hatte man als notorischen Erfolgsproduzenten für das Debüt engagiert, damit er den gewaltigen Vorab-Hype um das Quartett rechtfertigen möge. Am Ende war ein klassischer Fall von „overproduced“ zu beklagen, und Lone Justice schafften in den „Billboard“-Charts nur Platz 56.

Die Zeit, mutmaßt Bassgitarrist Marvin Etzioni in den Liner Notes zu „The Vaught Tapes“, war vielleicht doch nicht reif für eine Band, die George Jones und The Clash, Merle Haggard und Velvet Underground als definitive Bezugs-und Eckpunkte ihrer eigenen Musik sah. Einen Ruf wie Donnerhall hatte man sich erworben, weil die Band im Konzert so klang, als würde da eine burschikos bis verrucht auftretende junge Dolly Parton die Sängerin für The Clash geben. Einmal von Iovine produziert, klang das aber fast alles wie Mainstream-Rock-Konfektion.

Einen Probelauf hatte die Band schon anderthalb Jahre zuvor unternommen, nämlich an ganzen zwei Tagen im Dezember 1983 ein komplettes Album von zwölf Songs mit prima Mikros auf Zweispur-Revox von ihrem Tonmeister David Vaught aufzeichnen zu lassen. Hier klangen die Rockabilly-, Country- und Pop-Ohrwürmer von Merle Haggard, George Jones und McKee/Etzioni überhaupt nicht nach Trockenübungen mit Demo-Charakter. Die Band musizierte teilweise wie entfesselt. Die Country-Punk-Deutung von „Jackson“ klingt nicht minder lässig als die des Duos Nancy Sinatra/Lee Hazlewood. Die Anmerkungen von McKee zur „Dustbowl Depression Time“ siedelt die Band stilistisch in der Rockabilly-Ära an, und bei Merle Haggards „Working Man Blues“ kultivierten sie mehr den Twang als Torch. Anflüge von Letzterem sind zumindest bei „Love Comes Home To Stay“ zu hören, McKee und Etzioni im Duett schön harmonierend. Nämlich wie überall hier nicht kommerziell geglättet, sondern unverfälscht. (Omnivore) FRANZ SCHÖLER

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