Thomas D- Lektionen in Demut
Wie einen Schatten hat Gott den Menschen erschaffen. Doch wer soll ihn richten, wenn die Sonne untergegangen ist? Möglicherweise ja Thomas D. Die Flügel sind ohnehin schon lange auf den Rücken tätowiert, nun ist auch die dazu passende Gedankensilhouette im Kopf: „Ich halte das wunderbare Gleichgewicht aller Planeten und Sterne im Raum“. Was er damit sagen will: Appetite for meditation anyone?
Aber gerne doch, zunächst wird allerdings erst einmal der Höllenfürst MP3 mit der Silberkugel vernichtet. Als Folge muss eine schlecht kopierte Promo-Kassette Buße tun, damit Esoterik-Thommys Visionen nicht vor der offiziellen Verkündigung ans Kirchentor genagelt werden. Aber um es vorweg zu nehmen: Herr Dürr ist nicht Xavier Naidoo revisited. Vielmehr wird evident, was sich bei „Krieger“ und „Millionen Legionen“ angedeutet hat: Thomas D ist Nachtwandler, Denker und Kryptiker. Das immerhin. So jemand hat eher idealistische Schattenbilder im Kopf und keineswegs „fette Reime“.
Musikalisch entspricht das Album dann auch sehr der Vorgänger-Single „Liebesbrief“. Bombastische Synthesizer, Mid-Tempo-Beats, beschwörender Gesang. Kein HipHop, keine Samples, dafür aber ein wenig (burleskes) Storytelling, denn dem Mann ist seine Mission offensichtlich sehr ernst. Als „Reflektor Falke“ getarnt, will er allen Menschen ihr vergiftetes Handeln vorhalten und „meinen Samen in dein Gehirn“ pflanzen. Damit daraus, na klar, eine gedankliche Heilpflanze entwächst und Einzug in die konsternierten Innenwelten erhält. Finsterlinge sollen strahlen, Piraten abdanken.
Nach dem Wohnmobil-Projekt und der überraschenden Geistesverwandtschaft mit Jenny Elvers komplettiert „Reflektor Falke“ die Gaga-Trilogie des sympathischen Schwaben. Das nächste Sujet wird offenbar die Kunst am eigenen Körper.
Ein paar Gäste hat Thomas auch eingeladen: Can-Drummer Jaki Liebezeit und Monster Magnets Dave Wyndorf unterstützen den Seher nach Kräften. Beim nächsten Mal könnten es schon Haindling und Hubert von Goisern sein.