Turin Brakes – Outbursts

Implosion ist die neue Explosion. Wenn man, freiwillig oder nicht, vor zehn Jahren an etwas wie dem „New Acoustic Movement“ beteiligt war, klingen Ausbrüche eben so wie hier. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Kollegen, besonders jenen norwegischer Herkunft, versuchen sich Olly Knights und Gale Paridjanian aber mit jeder Produktion zumindest ein ganz klein bisschen neu zu erfinden. Mit fünf Alben ist der Merchandise-Stand bei Konzerten mittlerweile pickepackevoll – da ist man über jedes Genre erhaben und hat eine Stammplatz-Garantie im Feuilleton.

Nachdem das Duo aus Süd-London mit dem letzten Album „Dark On Fire“ schon fast zur Softrock-Band mutiert war, zieht es nun die Notbremse: Keine Mitmusiker, keine Produzenten, kein Input von außen. Die Songs haben auf diese Weise ein wenig Zauselbart bekommen – der Acoustic Pop trägt leicht psychedelische Züge, die Mini-Dramen wenden sich im Walzer-Rhythmus. So begegnet man beispielsweise Love und Crosby, Stills, Nash & Young auf „Apocolips“, einem der beiden von Gale Paridjanian beigesteuerten Songs. Auch die Bono-Maske steht den Turin Brakes gar nicht einmal schlecht – mit „Will Power“ probieren sie, wie episch man als Duo werden kann. Und setzen mit „Radio Silence“ einen drauf: „OK Computer“ – die Expanded Edition? Als Hintergrundmusik in Kaffeehausketten – dort, wo man jetzt die norwegischen Zeitgenossen trifft – taugen solche „Outbursts“natürlich kaum.

Ausgerechnet das vom Duo als Kernstück bezeichnete, bluesinfizierte „Never Stops“ funktioniert nicht: Etwas anders arrangiert, und man hätte es mit einer unerträglichen amerikanischen Überballade zu tun, die Kid Rock seiner Pamela vom Liegestuhl aus vorspielt. Aber dann: Doch noch ein richtiger Ausbruch! „I love you“ wiederholt Olly im Titelsong, einer Art Epilog des Albums, wieder und wieder. Na also! (Cooking vinyl/ INDIGO)

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