Turin Brakes – The Optimist

Arne Willander, Musikliebhaber, wird sie zu schätzen wissen. Folk-Pop der kontemplativen, gescheiten, melodisch betörenden Art, lyrisch konkret genug, um die Botschaft nicht zwischen den Zeilen suchen zu müssen: Modern life is rubbish. Und opak genug, um ein weites Spektrum von Sinn und Sehnsüchten speichern zu können. Dauerhafter und verlässlicher als etwa die stilverwandten, aber zarteren Kings Of Convenience. Auch Turin Brakes sind im Kern ein Duo. OUie Knights und Gale Paradganian stammen aus dem Süden Londons, kennen einander seit Kindesbeinen und haben einen Grad von Vertrautheit erreicht, der erst möglich macht, wovon andere musikalische Partnerschaften nur träumen können: Intimität, bis hinein in die spröden, sensuellen Harmonies, in die kleinsten Slide-Schlenker, in die Kapillaren des Slo-Fi-Blutkreislaufs ihrer Songs.

Arne Willander, Redakteur, wird mit Turin Brakes nicht viel anfangen können. Nichts ist laut oder blöd an dieser Band, nichts extrem, nichts schlagzeilentauglich. Damit passen sie bestens ins gegenwärtige Pop-Klima Britanniens, dürften sich ausnehmend wohlfühlen in Gesellschaft von skandalfreien Langweilern wie Coldplay, Radiohead, Travis. Freundliche Gesellen, die keine Fliege dissen würden und selbst dann noch verbindlich und vage tönen, wenn es um ihre ureigensten Belange geht Der Bandname? Hat keine Bedeutung, in Turin waren sie noch nie, und es zieht sie auch nichts hin. „We just like die confusion it causes“, meint OUie. Ambitionen? Keine, eigendich. Schön wäre es schon, wenn viele Leute Gefallen fanden an ihren Platten, „but we don’t want world domination“. Da seufzt der Redakteur. Mit dieser Attitüde ist im Medienbasar kein Blumentopf zu gewinnen. Wenn sie doch wenigstens schwul wären oder am Pimmel gepieret oder krebskrank oder vorbestraft oder, verdammt noch mal, drogensüchtig.

No such luck, Arne. Turin Brakes sind nur Musikliebhaber. Und wenn „The Optimist“ als Indiz taugt für die Präferenzen der beiden in Bezug auf All-Time-Favourite-LPs, dann tippen wir auf „Bookends , „Hunky Dory“, „Into The Purple Valley“ und, ja doch, „Happysad“. Simon & Garfunkel, David Bowie, Ry Cooder, Tim Buckley. Can’t be bad.

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