Ursula Rucker – Silver Or Lead :: IK7 Records
Diese Stimme. Hat schon was. Wahnsinnig sanft, weich und gefühlvoll schmiegt sie sich in die Gehörgänge. Kuschelt regelrecht Doch die Poetin aus Philadelphia behauptet auf ihrem zweiten Album auch: „Don’t underestimate me ‚cause I do poetry / My rhyme is sweet, but deadly.“ Ursula Rucker sieht sich als Feministin, die ihre Mitmenschen aufrütteln möchte, auch angesichts des sozialen Elends und der Ungerechtigkeit in ihrer Heimat, einem der reichsten Länder der Welt. Sie fühlt sich zu spät geboren, hätte lieber in den 60er Jahren die Dinge getan, an die sie glaubt: „Kreativ sein, die Liebe lieben, die Musik lieben und den freien Sex lieben“.
Rucker gefallt sich manchmal etwas zu sehr in der Rolle der sensiblen Dichterin, die den Finger in die Wunden der Zeit legt und dabei sinnlich und ätherisch zugleich sein möchte. Immerhin: Sie bezieht Stellung, doch die Musik ist manchmal zu glatt und perfekt, um die Texte optimal zu unterstützen. Zuviel Nu-Jazz und Downbeat Sensationell und phänomenal funky ist allerdings „Release“ – einer der musikalischen Höhepunkte des von verschiedenen Künstlern, wie 4 Hero oder Jazzanova produzierten Albums. Hinter „Release“ steckt Lil‘ Louie Vega, der alte House-Haudegen, der die Poetin geradezu auf dem Tisch tanzen lässt vor Lebensfreude. Sehr gut gemacht hat seinen Job auch King Britt mit einem futuristischen HipHop-Track namens „Untiteled Flow“. Das beklemmende Finale bildet „Return Of Innocence Lost“: Begleitet von den unendlich traurigen Soundtupfern der Roots, schildert Ursula Rucker den Verfall einer Familie aus der Sicht eines Kindes. Es handelt sich um die Geschichte ihres gewaltsam verstorbenen Bruders. Und bei aller Sanftheit der Stimme, da kriecht einem schon eine Gänsehaut über den Rücken.