Vicious Lies & Dangerous Rumors :: Partytauglicher HipHop von der bodenständigeren Outkast-Hälfte

Man kann aus HipHop einen Sozialreport machen und jede Ungerechtigkeit mit Breitseiten aus der Wortkanone wegballern. Es ist auch möglich, aus vertrackten Beats, abstrakten Reimen und bis zur Unkenntlichkeit zerhackten Samples einen selbstgefälligen Avantgardismus zu generieren, der total neu ist – aber auch ziemlich nervtötend. Big Boi, die etwas weniger schillernde Hälfte von Outkast, veröffentlicht lieber ein Album, das wie eine partytaugliche Compilation klingt: viele Gäste, gute Stimmung und eine Menge Abwechslung.

„Vicious Lies & Dangerous Rumors“ besteht zwar zum Teil auch aus saftigen Funk-Jams wie „Mama Told Me“ mit Kelly Rowland. Interessanter ist jedoch die Indie-Seite des Albums. „Apple Of My Eye“ beginnt und endet mit einem Biss in einen knackigen Apfel und erinnert dazwischen an den alten The-Cure-Hit „Lovecats“. Auch die drei mit dem Duo Phantogram entstandenen Stücke sind fantastisch. Die offensive Zartheit von Sarah Barthels elfenhafter Stimme bildet einen perfekten Kontrapunkt zu Big Bois gewaltig pumpender Produktion. Bei „Lines“ spuckt A$AP Rocky – einer der besten HipHop-Newcomer der vergangenen Jahre – seinen ungeduldig quengelnden Rap dazu. „Shoes For Running“ – mit B.O.B und der Skate-Punk-Band The Wavves – ist zwar hemmungslos überladen, hat aber gute Ideen. Wenn Bosco dann am Ende des Albums die sehr zarte Ballade „Tremendous Damage“ singt, fehlt zum Glück eigentlich nur noch ein romantischer Sonnenuntergang – oder ein Cocktail mit Schirmchen. (Def Jam/Universal) Jürgen Ziemer

Imagine Dragons

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