Woody Guthrie :: My Dusty Road

Aufnahmen von Guthrie und Freunden aus dem Jahr 1944 in bestechendem Klangbild.

Ein Koffer in Brooklyn.

Im April 1944 nahmen Woody Guthrie und Cisco Houston zwischen zwei Marineeinsätzen während des Zweiten Weltkrieges in New York für Asch Records 250 Songs auf. Begleitet wurden sie bei den Aufnahmen zeitweise von ihrem blinden Freund Sonny Terry, der sich mit der Mundharmonika seine mickrige Fürsorge ein bisschen aufbesserte. Als die Label-Betreiber Moe Asch und Herbert Harris ihre Geschäfte einstellten, teilten sie die Guthrie-Tracks unter sich auf. Asch veröffentlichte seine Hälfte später auf Folkways Records, Harris brachte einige „seiner“ Songs auf dem Stinson-Label heraus. Vor einigen Jahren entdeckte nun eine alte Dame aus Brooklyn in einem Keller unter anderem teilweise fast makellose Metallplatten mit den Masters von 150 Tracks aus diesen Sessions. 54 davon erscheinen nun in dem aufwendigen, wie ein alter Koffer gestalteten Box-Set „My Dusty Road“.

Die meisten der auf vier CDs verteilten Aufnahmen sind bekannt – nur sechs der Stücke waren bisher unveröffentlicht -, doch wirklich erstaunlich ist ihre klangliche Qualität. Natürlich haben die Jahre im Keller ihre Spuren hinterlassen, hört man trotz klangtechnischer Bearbeitung den ein oder anderen Kratzer, vereinzeltes Rauschen und Knistern, doch die markante Stimme und die instrumentale Begleitung klingen so klar und präsent, dass man das Gefühl hat, die lockere, inspirierte Atmosphäre zu spüren, die bei diesen so produktiven Sessions herrschte.

Guthrie war damals auf der Höhe seiner Kunst, hatte all seine großen Songs bereits geschrieben, die „Woody’s Greatest Hits“ betitelte CD dokumentiert das, bietet etwa die bisher klanglich überzeugendsten Versionen von „This Land Is Your Land“, „Prettv Boy Flovd“ und „Grand Coulee Dam“.

„Woody’s Roots“ versammelt die Folk-Songs, die neben seinen über 1000 Eigenkompositionen zu Guthries Repertoire gehörten, auf „Woody The Agitator“ gibt’s Union-Songs und Protestlieder zu hören.

Am spannendsten aber ist die „Jam The Blues, Hollers And Dances“ untertitelte CD „Woody Cisco And Sonny“, auf der Guthrie, Houston und Terry so frei und inspiriert aufspielen, dass man an Fred Neils „Sessions“-LP von 1967 denken muss. Wohl nie zuvor war der Eindruck, den Guthries Performances auf seine Zeitgenossen und Nachahmer gemacht haben muss, so deutlich zu spüren, wie auf „My Dusty Road“.

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