rollenspielereien: GLUECIFER über die leidigen Klischees und ihren Versuch, diese mit dem neuen Album zu entkräften

Da tat Renovierung not: Die norwegischen Rock-Rüpel von Gluecifer, einst im Zuge der sogenannten „Scandinavian Rock Explosion“ zu den Hütern des Heiligen Rock’n’Roll-Grals ernannt, mussten sich nach ihrem letzten Album „Tender Is The Savage“ erstmals mit Kritik auseinandersetzen. Nach vier Jahren gestriger Attitüde und immer gleichem Riff-Sperrfeuer war der Überraschungsbonus aufgebraucht, und am Ende des Rausches gab’s statt der üblichen Lobeshymnen leicht maulige Forderungen nach neuen Sensationen. „Viele Leute haben uns gesagt, wir müssten wieder unvorhersehbarer werden“, erinnert sich Shouter Biff Malibu, „und tatsächlich war es wohl dran, dass wir sozusagen die nächste Stufe zünden.“

Fürs neue Album nahm sich das Osloer Quintett deshalb ein wenig mehr Zeit – einen ganzen Tag pro Lied hätten sie investiert, sagt Biff und findet das offenbar viel. „Im Gegensatz zu früher sollte jeder Song eine kleine Einheit darstellen“, erklärt er und erkennt auch darin einen Reifeprozess, „wir haben begriffen, dass wir nicht im Schweiße unseres Angesichts die Live-Situation nachahmen, sondern die Möglichkeiten im Studio nutzen müssen, um ein gutes Gluecifer-Album hinzukriegen.“ Tatsächlich, das hat geklappt. Auf „Basement Apes“ suchen Gluecifer unter der Regie von Produzent Christoffer Vestrheim die dritte Dimension und verhelfen den neuen Songs zu einiger Unterscheidbarkeit, ohne nun gleich die eigenen Dogmen zu verraten. „Sicher ist unsere Musik eine Art Brückenschlag zu den traditionellen Werten der Rockmusik“, bekennt Biff, mag sich aber nicht in die entsprechenden Klischees pressen lassen, „aber deshalb schlafe ich ja nicht in Lederpyjamas.“ Tut das denn jemand? „Man betont auf der Bühne halt gewisse Tendenzen in der eigenen Person, ohne diese Person nun zur Gänze zu sein. Wir freuen uns jedenfalls, wenn unser Publikum mal für einen Moment aus dem Alltag aussteigen und eine gute Zeit haben kann.“ Auch hier: klassische Werte.

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