So war das Holi Open Air Berlin: In bunt ist alles schöner

Die Kopie des indischen Holi-Farbenfestes fand am 29.07. in Berlin statt, zwar ohne Tempel-Flair, dafür aber mit allerhand Farbbeutelchen. Ob diese für eine neue Feiertradition ausreichen, haben wir uns vor Ort für Sie angeschaut.

29.07.2012. 15 Uhr MEZ. Berliner Postbahnhof. Ein Countdown. 6000 Arme. Ein kleines Fleckchen Erde explodiert in ein leuchtendes Farbenmeer und mit ihm 3000 Herzen, die diesem Moment seit Monaten entgegenfieberten. Dicht an dicht wirbeln Gelb, Grün, Blau und Pink durch die Luft, hindurch schwärmen Feierwütige und Verliebte. Was einst in Nord-Indien ins Leben gerufen wurde, um den Frühlingsanfang schillernd bunt willkommen zu heißen, um Kaste, Farbe, Alter und Geschlecht an eben diesem Tag einmal zu vergessen, gab nun auch unserer westlichen Festivalkultur neuen Anstrich. Hipster und Szene-Kinder verschwanden unter den Farbmasken und ein jeder schien Freund des Anderen zu sein.

Zwischen tristen S-Bahnschienen und dem gräulichen Gemäuer des Postbahnhofs, zwischen Ostplatten und Mediaspree ist es wahrlich kein Leichtes, ein Bollywood-Ambiente aus dem Ärmel zu zaubern. Dass dies aber gar nicht notwendig war, bewies das erste deutsche Holi Open Air: Aus den Boxen schepperte die gewohnte elektronische Feinkost, hier und da mit einer orientalischen Nuance. Bauchtänzerinnen, die dann und wann auf die Bühne tänzelten, wirkten fast fehl am Platz und Moderationen tatsächlich ein wenig zu viel des Guten. Erst als sich das Festival of Colors gegen Abend in ein klassisches Berliner Open Air plus Farbschlacht entwickelt hatte, zeigte es sein gesucht-gefundenes Gesicht: strahlend, zelebrierend und dennoch innovativ. Da tat sich auch der Regen schwer, die Gemüter zu verfinstern – bunt statt braun blieb die Devise, und das Gulal-Farbpulver kämpfte frohen Mutes gegen die Schlammmassen an.

Schade nur, dass der dichte Farbnebel ab und an in den Augen brannte, schade nur, dass dieser die Kehlen austrocknete und der Bierpreis deutlich über den Berliner Verhältnissen lag. Schade aber vor allem, dass auch dieses kostspielige, aber doch einzigartige Fest sein Ende fand. Die Kleidung ist wieder weiß, die letzten Spuren sind verschwunden – doch zum Glück wachen wir am nächsten Morgen nicht wie nach einer Schaumparty mit  Grippe auf, sondern mit der Überzeugung, dass alles Gute irgendwann zurückkehrt. Wie sagte Emil Nolde so schön: „Farben waren mir ein Glück und mir war es, als ob sie meine Hände liebten.“

Unser Fotograf Johannes Gierschner hielt vor Ort einige Impressionen fest, die wir in unserer Galerie für Sie zusammengestellt haben.

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