Songwriter Jesse Harris schrieb Hits für Norah Jones und versucht es auch weiter solo

Das Foto, das die US-Rcdaktion dieses Magazins im März des Jahres druckte, ist eigentlich unspektakulär: Bin Musiker kniet neben der Setlist des Abends vorne an der Bühne und zählt die Dollars, die ihm das Publikum in den Hut gelegt hat. Spektakulär wird es nur, weil dieser Musiker als Autor fiir Norah Jones mit „Don’t Know Why“ gerade einen Grammy fiir den „Song des Jahres“ gewonnen hat und doch eigentlich nicht länger auf Trinkgelder angewiesen sein dürfte. „Das Foto war schon lustig“, erinnert sichjesse Harris und lacht „Aber so funktioniert der Club halt. Sie nehmen keinen Eintritt an der Tür, und so musste ich meine Band aus den tips und dem Anteil bezahlen, den ich vom Bar-Umsatz bekomme.“

Der besagte Live-Club, „The Living Room“ im East Village, ist dem 33jährigen New brker inzwischen zu klein geworden. Mit seinem neuen Album „The Secret Sun „streckt Harris seine Fühler jetzt ohnehin lieber auch gen Europa aus. Obschon er erst dank der Jones-Connection in den Blickpunkt größeren Interesses geriet, ist der in Brooklyn residierende Songschreiber mitnichten ein Newcomer. Auf drei in Eigenregie produzierte und verkaufte Alben mit The Ferdinandos, seiner aktuellen Formation, kann Harris ebenso zurückblicken wie auf das mittlere Desaster mit seiner Band Once Blue zuvor: Das zweite Album verschwand Mitte der 1990er erst mal im Major-Label-Tresor.

Dennoch möchte Harris diese zumindest „musikalisch sehr fruchtbare Erfahrung“ nicht missen. „Denn zum Norahetlaboia ersten Mal sang jemand anders meine Songs und ich schrieb für eine Sängerin, was mich darauf vorbereitet hat, mit Norah Jones zu spielen.“

Dass Jesse Harris einen neuen Anlauf als – im weiteren Sinne – Pop-Songwriter jetzt ausgerechnet bei einem Jazz-Label nimmt, kann beispielhaft für die veränderten Koordinaten in der Musikindustrie stehen. „Für mich scheint das ein besserer Platz zu sein, eher an der Musik orientiert“, begründet Harris seine Wahl und verweist auf einige Jazz-Einflüsse in seinen Songs. Zudem spielen seine Begleiter Tony Schert, Tim Luntzel und Kenny Wollesen ja auch noch Sessions fiir Jazzer wie Bill Frisell und John Scofield.

Inzwischen haben auch andere Künstler Harris‘ Songs für sich entdeckt. Und wie geht’s mit Norah weiter? „‚vvfeiß nicht so genau. Sie hat ja jetzt ihre eigene Band, und die möchte sie auch auf ihrem nächsten Album präsentieren, inklusive der Songs, die sie zusammen geschrieben haben.“ Und wenn Not an der Frau ist: Harris hat bestimmt was auf Lager.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates